Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Schlittschuhlaufen in Emden

Auf den ersten Blick eher untypisch hört sich Schlittschuhlaufen in Ostfriesland an. Dabei eignen gerade in Emden die Grachten dafür.

Blick in die Kindheit

Zugefrorene Gewässer sind für mich eher mit Kindheit und Jugend verbunden als mit den Jahren danach. Insbesondere seit Bielefeld verband ich Schlittschuhlaufen eher mit einer Trockenübung. Wobei Inlineskaten wirklich Spaß macht und das Risiko, im Eis einzurechnen gegen null geht. Man ist auch etwas flexibler in Bezug auf Wetterverhältnisse. Allerdings, Schlittschuhlaufen ist schon etwas Besonderes. In Wesel kann ich mich an drei Momente erinnern, wo ich selber auf dem Eis unterwegs war. Auf dem Schwarzen Wasser, bevor es renaturiert und zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Auf überfluteten und dann zugefroren Auewiesen — in freier Wildbahn sicherlich die ungefährlichste Eisfläche, wenn man einbricht. Unvergessen auch die Eishalle am Schulzentrum Nord. Eine eigene Eishalle bei 60.000 Einwohner ist schon was Besonderes. Draußen auf dem Eis fühlte ich mich jedoch wohler, auch wenn das einen richtigen Winter voraussetze.

Richtiger Winter, genau das fehlt schon seit einigen Jahren. Bereits über ein paar Tage mit etwas Schnee freut man sich wie Bolle. Aber so ein bis zwei Monate richtiger Frost und zugeworfen Gewässer mit einer belastbaren Eisdecke sind selten geworden. Zumindest in Wesel, Bielefeld, Köln und nun eben Emden, meinen bisherigen Lebensstationen.

Spaß am Schlittschuhlaufen

Sofern man in den vergangenen Tagen unterwegs war, kann man natürlich eine Diskussion über Abstand und Corona anzetteln. Ziemlich sicher bin ich mir leider auch, dass die Fallzahlen wieder nach oben schnellen werden angesichts dessen, was ich gesehen habe.

Auf der anderen Seite tat es mir, so komisch das auch klingen mag, in der Seele sehr gut, ausgelassene Menschen beim Schlittschuhlaufen auf den Grachten zu sehen. Es sah einfach so verdammt normal aus. Zudem erinnert es mich an früher, an die eigene Zeit auf dem Eis. An dieser Stelle muss man einfach mal gönnen können und ganz fest die Daumen drücken, dass sich keiner angesteckt hat. Gerade hier in Emden bietet sich die Grachten wirklich zum Schlittschuhlaufen an. Es gibt Gerüchten zu Folge auch eine Reihe von Traditionen dazu.

Persönlich mag ich Bilder von Menschen, die an einem Steg stehen, unter sich das Eis und in der Hand einen Becher heißen Tee. Mir fehlt der Winter wirklich sehr, noch mehr allerdings die sozialen Kontakte. Was sich andere trauen, wag ich nicht. Auch aufs Eis möchte ich lieber dann, wenn es wirklich belastbar dick ist. Bei den fließenden Gewässern in den Grachten habe ich so meine Bedenken.

Im Übrigen finde ich es erstaunlich, wie viele Schlittschuhe haben, darunter sehr viele Kinder und Jugendliche. So oft gab es doch keine zugefrorenen Grachten in den letzten Jahren in Emden. Aber was weiß ich schon.

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