Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Niveau beim Begriff Flockdown befindet sich in etwa auf Schneehöhe in Ostfriesland. Früher sagte man einfach Winter.

Stark übertrieben

Als ich vor dem Wochenende von den sogenannten Unwettermeldungen las, musste ich schon schmunzeln. Für Emden und Ostfriesland wurden 30 Zentimeter Schnee prognostiziert. Meiner Meinung nach war das stark übertrieben. Tatsächlich behielt ich dann auch Recht. Samstag konnte man am Himmel nicht mal eine Schneeflocke erblicken. Erst am Sonntag blies ein etwas strengerer Wind und es verirrten sich einzelnen Flöckchen. Über den Verlauf des Tages und der Nacht zum Montag kam das etwas Schnee zusammen.

Auch wenn ich noch nicht so lange in Emden lebe, bin ich mir sicher, dass es Winter mit deutlich mehr Schnee gegeben hat. Es ist nicht mal richtig kalt, aktuell werden läppische 2 Grad Minus angezeigt. In den Medien wurde mal augenzwinkernd, mal recht ernsthaft von einem Flockdown gesprochen. Dafür muss man sich schon fast fremdschämen. Der Begriff Flockdown ist lächerlich, unangemessen und tut auch richtig weh.

Ja, vielleicht ist es aktuell in einigen Regionen Deutschlands aufgrund der Witterungsbedingungen angebracht, zu Hause zu bleiben. Und ja, wer trotzdem raus geht, kann gesundheitliche Einbußen davon tragen. Etwa weil der Nachbar seiner Pflicht zum Winterdienst nicht nachgekommen ist.

Ein Flockdown ist lächerlich

Das ist aber längst noch kein Flockwdown. Das wohl Einzige, was kontrolliert wird und gesetzlich geregelt ist, ist die Ausstattung von Autos mit Winterreifen (bzw. Allwetterreifen). Zudem ist das Auftauchen von Schneeflocken in dieser Jahreszeit, die man nicht rein zufällig Winter nett, eher wahrscheinlich als etwa im Hochsommer.

Vor einigen Jahren hätte niemand von Schneechaos oder Flockdown gesprochen oder die Situation dramatisiert. Vielleicht ist das ja auch eine Folge des Klimawandels, dass wir nicht mehr wissen, was ein echter Winter ist. Schlimmer noch, auf einen Winter, wie er eigentlich sein sollte, nicht vorbereitet sind. Ausfallende Züge und komplette Streckensperrung wegen der paar Flocken in Deutschland? Man, aktuell lacht man wohl in ganz Sibirien über uns.

Die Probleme macht nicht der Winter, sondern falsche Annahmen. Nur weil es länger nicht geschneit hat, wurden nämlich Einsparung vorgenommen. Bei den Räumfahrzeugen, bei der Bevorratung mit Streumitteln und so weiter. Liegen gebliebene hochmoderne Züge und festgefrorene Weichen sind auch nur das Ergebnis zurückliegender falscher Entscheidungen.

Wenn Profit auf Kosten von Sicherheit gemacht wird, ist der Winter kein Flockdown, sondern es gibt ganz andere Probleme. Ob der Wintereinbruch jetzt mit dem Klimawandel zu tun hat oder nicht, ist dabei erst mal nebensächlich.

Sollte sich allerdings ein gestörter Polarwirbel als Ursache bewahrheiten, ist eine Verharmlosung mit Anspielungen auch daneben. In diesem Fall werden auch in den folgenden Jahren extrem Wettersituationen wahrscheinlicher.

Im Übrigen, tatsächlich lagen hier in Emden nichtmal 10 Zentimeter Schnee. Vereinzelt gibt es nur größere Haufen durch Verwehungen, dafür sind dann andere Stelle komplett frei.

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