Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Auftauchen vom Hashtag in einer Jugendserie markiert seine Ankunft im Mainstream. Die Revolution belabert ihre Kinder.

Bibi nimmt Hash

Generell besteht der Irrglauben, beim Konsum von Streamingdiensten würde man nicht mit Werbung behelligt werden. Abgesehen davon, dass Product-Placement mittlerweile inflationäre verwendet wird (und überklebte Dinge im öffentlichen Fernsehen zudem lächerlich wirken), gibt es noch Werbung vor dem eigentlichen Film beziehungsweise der Serie. Bei Amazon etwa bekommt man mitunter einen Einspieler, der auf eine andere Serie hinweise soll. Trotz der vielen Daten, die Amazon von einem gesammelt hat, ist diese Form der Werbung meist so zielgruppengerecht wie das Schießen auf Spatzen mit Kanonen.

So kam es in wenigen Tagen bei meiner Frau und mir wiederholt dazu, dass wir ohne Vorwarnung Werbung für „Bibi und Tina“ zu sehen bekamen. Ganz ehrlich, so viel Alkohol kann ich nicht trinken, um mir diese Serie ansehen zu können. Mit Sicherheit gehöre ich allerdings auch nicht zur Zielgruppe. Ohne eine blassen Schimmer von der Serie zu haben und Quellen wie Wikipedia zu verwenden, würde ich potenzielle Mitglieder der Jungen Union als Publikum für „Bibi und Tina“ annehmen.

Das Schlimmste an dem Einspieler ist der so eine Art Rap-Gesang „Hashtag, Hashtag“ — was auch immer damit zum Ausdruck gebracht werden soll. Warnhinweis an dieser Stelle: Nach Möglichkeit nicht anschauen, gesundheitliche Spätfolgen können nicht ausgeschlossen werden.

Bleiben wir aber beim Hashtag.

Abgenutzter Hashtag

Für mich gab es eine Zeit, da war für mich so was wie ein Hashtag etwas, was in seiner Bedeutung nur Eingeweihte einschätzen können. Mittlerweile (oder schon längst) ist er im #mainstream angekommen. Vermutlich wird der Hashtag aber auch noch in den üblichen Kreisen verwendet, in denen ich mich auch mal bewegt habe. Ganz banal, auf Twitter kommt er wohl noch genau so zum Einsatz wie auf Instagram. Genaues weiß ich nicht, denn ähnlich wie Marcel bin ich schon länger abstinent. Zwar nicht komplett raus, denn Facebook nutze ich noch, aber Twitter und Instagram habe ich schon eine ganze Zeit lang nicht mehr benutzt.

Genau wie Marcel stelle ich immer wieder fest, dass mir dadurch nichts fehlt. Im Gegenteil, ich gewinne sogar, nicht nur Zeit. Meine Konzentration ist wieder höher geworden, weil ich nicht ständig den Reizen ausgesetzt bin. Kein neuer Tweet, nichts, worauf ich sofort antworten muss. Aus dem Grund nutze ich auch kein WhatsApp oder Ähnliches — nur sehr gezielt Facebook und deren gelegentlichen Chat. Die Nutzung ist sehr überschaubar. Einen Hashtag nutze ich daher nicht, nur die Tags hier in meinem Blog, welcher aber eher interne Bedeutung haben.

Es hat eine ganze Zeit gedauert, aber mittlerweile bin ich gelassener, ruhiger und zufriedener. Der Tag hat immer noch lediglich 24 Stunden. Die fühlen sich aber nicht so an, als wenn man in seinem eigenen Leben nur auf der Durchreise wäre.

Neu ist seit dieser Woche zudem, dass ich kurz im Kalender notiere, was es besonders am Vormittag, Nachmittag und Abend gab. Gerade jetzt im Lockdown wirkt es dem Gefühl entgegen, jeder Tag sei gleich.

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