Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der kleine Bruder von Gloomhaven nennt sich Pranken des Löwen. Warum das Brettspiel schon vor dem ersten Szenario überzeugt.

Unterwegs in Gloomhaven

Meine Frau und ich brachen im September 2013 auf nach Gloomhaven. Dort verbrachten wird dann dreieinhalb Monate. Am Ende hatten wir 149 Partien mit insgesamt 203 Stunden auf dem Zähler. Nur wenige unserer Spiele sind so eine gute Investition gewesen. Zu zweit spielte sich Gloomhaven, wir lernten dabei auch, uns als Team gut abzusprechen. Den finalen Kampf absolvierten wir dann mit Bravour. Auch wenn dann die Luft noch nicht raus war, wollten wir erst mal vor einer Rückkehr wieder andere Spiele auf den Tisch bringen — in der Zeit bestand unsere Spielkost nämlich nur ausschließlich aus Gloomhaven.

Die Zeit verging und die Erweiterung „Forgotten Circles“ erschien auf Deutsch. Wurde von uns natürlich sofort gekauft. Sie zog dann noch originalverpackt mit uns nach Emden. Was uns am sofortigen Weiterspielen hinderte, war nicht die Lust. Sondern die Unlust, uns nach zeitlichem Abstand wieder in die Regeln einzuarbeitean. Mir kommt das ein Stück weit vor wie Sisyphos-Arbeit. Bei nicht wenigen Spiel fängt man jedes Mal von Neuem an, wenn man das Spiel längere Zeit nicht gespielt hat. Zwar gibt es ein sehr gutes umfangreiches FAQ zu Gloomhaven, aber auch das muss gelesen werden.

Auf Weihnachten 2020 verschieben erwies sich dann für Forgotten Circles als keine gute Idee, denn die Pranken des Löwen erschienen bei Feuerland.

Genialer Einstieg bei Pranken des Löwen

Man mag mich dafür mit Pappmarkern steinigen, aber Pranken des Löwen ist meiner Ansicht nach so was wie der kleine Bruder von Gloomhaven. Eine abgespeckte Version, die Abenteuer finden nur in der namensgebenden Stadt Gloomhaven selber statt. Schon beim Material in der Schachtel merkt man den Unterschied. Nur vier spielbare Charaktere, vier noch am Anfang verschlossene Boxen. Leidlich ein Bogen mit Aufklebern für die Stadtkarte. Ja, bei Gloomhaven gab es viel mehr Inhalt. Trotzdem schreckt mich das nicht von den Pranken des Löwen ab. Im Gegenteil, weniger ist manchmal mehr. Vor allem, wenn man dafür an anderer Stelle mehr in die Schachtel packt.

Einer der erheblichen Unterschiede von Pranken des Löwen zum großen Bruder ist nämlich die Möglichkeit, sofort losspielen zu können. Auf einem zweiseitigen Beiblatt wird erklärt, was in der Schachtel enthalten und wie das Material zu sortieren ist. Anschließend nimmt man sich den Spielleitfaden vor. Den liest man dann nicht vor der ersten Runde von vorne bis hinten durch, sondern fängt geführt mit Szenario 1 an. Alles wird dabei Stück für Stück während des Spielens erklärt. Uns hat so die Rückkehr nach Gloomhaven verdammt gut gefallen. Das vorherige Reinarbeiten entfiel.

Für mich ist so eine Vorgehensweise bei Brettspielen mustergültig. Der Spaß sollte im Vordergrund stehen und kein steiniger, steil ansteigender schmaler Weg. Auf jeden Fall freuen sich meine Frau und ich auf das bevorstehende Wochenende und die folgenden Szenarien. Im Übrigen, wir haben uns für die Kombination Rotgardist und Leerehüterin entschieden — letzte wird von mir gespielt.

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