Dazwischen hing ein rubinroter Samtvorhang. Während Fleisch und Hoppel noch bei der Leiche standen und erste Mutmaßungen über den Todeszeitpunkt zum besten gaben, schob Badinger den Vorhang zur Seite und betrat den dahinter liegenden Raum.
Abgestandene Luft schlug ihm entgegen. Ein Hauch Vanille mischte sich mit stickigem Staub. Bei der Hitze wunderte es ihn, warum Mäder noch nahezu neutral roch. Darum jedoch würde sich Hoppel mit Fleisch zu kümmern haben. Im Gegensatz zum Geschäftsraum war das zu einem Hinterhof liegende Büro lichtdurchflutete. Der massive Eichenschreibtisch am vergitterten Fenster sah penibel aufgeräumt aus. Badinger drehte sich einmal um seine eigene Achse. Ein massiver Tresor, verschlossen. Eine Nische mit Waschbecken als Teeküche. Nur eine ungespülte Tasse. Der Kaffeevollautomat daneben war noch nicht ausgeschaltet worden. Links und rechts von ihm trocknete verspritzter Kaffee vor sich hin. Über dem Durchgang zum Geschäftsraum hing eine Ikone.
Garantiert keine billige Kopie, vermutet Badinger. Erneut fiel sein Blick auf den Schreibtisch. Die Ordnung darauf irritiert ihn, schien aber zumindest fürs erste zum ehemaligen Eigentümer des Schreibtischs zu passen. Ohne weitere Absprachen wollte sich Badinger keine der Unterlagen näher ansehen. Badinger ging rüber zum Kaffeeautomaten und beugte sich über die Flecken davor, schnupperte dran. Eindeutig ein Vanille-Aroma. Etwas durchsetze mit einem Hauch wilder Beeren. Der Versuchung, den Deckel vom Bohnenfach anzuheben, konnte Badinger nicht widerstehen. Wie er sich es gedacht hatte, befand sich darin haselnussbraune Kaffeebohnen.
Mäder hatte sich nicht nur mit Sakralkunst ausgekannt. Für einen Moment setzte sich Badinger in den alten Bibliothesstuhl an Mäders Schreibtisch. Unmittelbar bevor ihm die Augenlieder zu vielen, trat Hoppel durch den Vorhang.