Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vermutlich bald beginnt das große Impfen auch in Ostfriesland. Dabei ist eine Reihe von Fragen noch unbeantwortet.

Magie der Zahlen

Ganz persönlich steht für mich die Frage, ob ich mich impfen lasse, nicht zur Diskussion. Selbstverständlich lasse ich mich impfen. Bei der Impfung werde ich aber vermutlich nicht zu den Ersten gehören, aus guten Gründen gibt es Prioritäten bei bestimmten Bevölkerungsgruppen. Was aber sind dann die spannenden Fragen?

Gestern berichtete die Süddeutsche Zeitung über eine Frau, die zu am Test eines möglichen Impfstoffes im Frühjahr teilnahm. So was bedarf einer Menge Mut. Man kann, nein man muss Miriam Sachs Respekt zollen für das, was sie damit für uns alle getan hat. In dem Artikel wird auch deutlich, welches Risiken bei einer Impfung grundsätzlich stehen. Risiken, die jedoch in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Ja, es kann Nebenwirkungen geben. Leichte bis mittelschwere. In sehr seltenen Fälle kann es auch tödliche Folgen haben. An BNT162 b2 (so heißt der nun fertige Impfstoff von Biontech) zu sterben ist allerdings deutlich geringer als an einem Autounfall oder sich an einem Stück Brot zu verschlucken und daran zu ersticken. Dennoch, weder Brot noch Autos sind bei uns verboten.

Zurück aber zu der Frage, die mich wirklich seit gestern umtreibt.

Zwei Jahre lang impfen?

In der neusten Ausgabe von NDR markt gibt es am Ende einen Programmhinweis zu einem Bericht über Urlaub in Dänemark. Joe Hiller macht in der Ankündigung den Zuschauern Hoffnung, dass es im Sommer 2021 wieder in den Urlaub gehen wird. Ehrlich, ich bin da extrem skeptisch, um nicht zu sagen pessimistisch. Das hängt mit einem Artikel in der Emder Zeitung über das Impfzentrum hier vor Ort in der Nordseehalle zusammen.

Darin heißt es, pro Tag können 160 Emderinnen und Emder geimpft werden — ab dem Zeitpunkt, wo der Impfstoff verfügbar ist. Möglicherweise geht es ab Januar schon los (evtl. früher, wenn es nach Gesundheitsminister Jens Spahn geht).

Ganz ehrlich, ich bin kein Experte und möchte mich auch nicht als solcher aufspielen. Die nachfolgenden Überlegungen sind grobe Überschlagenen und leichte Vereinfachungen — etwa die, dass ich von einem Betrieb des Impfzentrums an sieben Tagen in der Woche ausgehe. Gut, fangen wir aber an, ein paar Zahlen auf den Tisch zu bringen.

Wenn pro Tag 160 Menschen geimpft werden können, sind das in 10 Tagen 1.600 Menschen. Das wären in 100 Tagen 16.000 Menschen. Emden hat eine Einwohnerzahl von etwas über 50.000. Runden wir mal einfach etwas. Somit wären alle Menschen in Emden nach 300 Tagen geimpft.

Zweite Impfung erforderlich

Die Überschrift sagt es bereits: für einen wirksamen Impfschutz ist innerhalb von drei Wochen eine zwei Impfung erforderlich. Auch wieder vereinfach verdoppelten wir daher den obigen Zeitrahmen und landen bei 600 Tagen. Damit eine Herdenimunität eintritt, ist eine Impfquote in der Bevölkerung von 80 Prozent (Schätzung) erforderlich. Macht dann 480 Tage.

Impfen ist nur dann möglich, wenn auch genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Ein Faktor, den wir hier mal unter den Tisch fallen lassen.

Auf den Punkt gebracht sehe ich hier bis zur Rückkehr zur sogenannten Normalität ein Zeitfenster von ein bis anderthalb Jahren. Im schlimmsten Fall sogar zwei Jahre, wenn es zu Rückschlägen und Verzögerungen kommt.

Daher halte alles, was eine Normalität ab Sommer 2021 verspricht, für grob fahrlässig.

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