Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Gerüchte über das Aussterben der Emder in Ostfriesland sind stark übertrieben. Allerdings wird künftig kein Nachwuchs mehr in Emden geboren.

Wert des Geburtsorts

Egal wie oft ich auch in den letzten Jahren umgezogen bin, blieben ein paar Angaben auf dem Personalausweis gleich. Zu diesen Angaben gehört auch der Geburtsort, in meinem Fall Wesel. Für mich geht das in Ordnung, es gibt Schlimmeres, zum Beispiel, wenn dort Bielefeld stehen würde. In einem Ort, den es nicht gibt, angeblich geboren worden zu sein — kleiner Scherz am Rande.

Ein Geburtsort kann einen bestimmten Wert haben und mit erheblichen Konsequenzen verbunden sein. Es macht schon einen Unterschied, ob man in Wesel am Niederrhein oder in Windhuk (Namibia) geboren wird. In einem Fall ist man in der Regel deutscher Staatsbürger oder hat die Option darauf, im anderen Fall erst mal grundsätzlich nicht.

Ob der eigene Geburtsort sich prägend auswirkt, hängt von den Umständen nach der Geburt ab. Genauer gesagt, ob man dort auch aufwächst oder die Familien weiter zieht und man statt in Wesel in München groß wird. Ob man sich dann jemals als Münchener bezeichnen darf, ist in Köln ebenso umstritten. Auch nach 10 Jahren dort leben ist man aus der Sicht echter Einheimischer immer noch Imi und wird auch nie Kölner werden. Wie das um die Emder bestellt ist, hab ich noch nicht herausgefunden.

Von Geburt aus Emder

Ein Freund von solchen Formen des „Geburtsrecht“ bin ich noch nie gewesen. Heimat ist für mich dort, wo ich mich wohlfühle. Eine besondere Bezeichnung benötige ich nicht. Ob ich Bielefelder, Kölner oder Emder bin — mir ist das wurscht. Vermutlich bin ich nicht mal mehr Weseler, da ich der Stadt am Niederrhein vor fast 30 Jahren den Rücken gekehrt habe.

Wie dem auch sei, sofern man wirklich Wert auf solche Definitionen legt, hat man es als echter Emder künftig schwer. Echte Emder wird es bald nicht mehr geben, denn laut einem Bericht der Emder Zeitung soll die Geburtsstation des Emder Krankenhaus geschlossen werden. Entbunden wird künftig in Aurich, viele Emder macht das wohl [traurich]. Immerhin bleibt der Nachwuchs damit noch Ostfriese, es könnte als deutlich schlimmer kommen.

Veränderungen bringen immer auch Umstellung mit sich. Gewöhntes fällt weg, man muss sich neu orientieren. Manche Veränderungen sind notwendig, andere müssen hinterfragt werden. Ob ein Zentralklinikum wirklich sinnvoll ist — schwer zu sagen. Ehrlich gesagt bin ich skeptisch, wenn Kliniken und Krankenhäuser nicht mehr leicht und auch mit öffentlichen Verkehrsmittel erreicht werden können.

Abgesehen davon werden nur die wenigsten Krankenhäuser so gebaut, das die Patienten in einer Wohlfühlumgebung gesund werden können.

Eine Antwort

  1. Naja … in Ostfriesland gibt es wohl mehr Leute die mit dem Auto zum Krankenhaus fahren müssen, also mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Zentralklinikum stellt also eher ein Problem für den Emder dar der nach Aurich muss also für jemanden aus Pewsum oder Zetel…

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