Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Schöne Brettspiele zum Weglaufen

Bei Berichten fachfremder Medien über Brettspiele ist grundsätzlich Vorsicht angebracht. Das gilt gerade für schöne oder angeblich empfehlenswerte Spiele.

Stockfotos zum schreien

Mit zu einem Artikel passenden Fotos ist das immer so eine Sache. Selber merke ich das jeden Tag. Gerade wenn man nach Möglichkeit auf eigenes Material zurückgreifen will, gibt es nicht immer passendes. Kostenpflichtige Stockfotos kann und will sich nicht jeder leisten. Bei kostenlosen Fotos geht man mitunter ein Risiko ein, wie die Süddeutsche Zeitung diese Woche berichtet.

Dennoch, mir ist ein themenfremdes Foto lieber als eines, welches zwar irgendwie passt, aber einen völlig falschen Eindruck vermittelt. Gerade bei meinem Hobby Brettspiele fällt mir das immer wieder auf, wenn fachfremde Medien, aus welchen Gründe auch immer (Praktikantin musste beschäftigt werden, es war noch Platz etc.), darüber berichten.

Wird dort über Spiele berichtet, greift man in Sachen Foto zu den üblichen Verdächtigen. Eine Nahaufnahme von Monopoly, eine Gruppe junger Menschen, die Jena spielen oder aber ein Schachbrett mit Figuren. Der Warnhinweis „Symbolbild“ oder „Abbildung ähnlich“ wäre hier eigentlich das Mindestes, was man als passionierter Brettspieler erwarten würde.

Wenn jemand ohne wirkliche Ahnung über schöne Brettspiele schreibt, nimmt er solches Bildmaterial und macht es mit dem Text auch noch schlimmer. Das Online-Magazin Kuksi sagte mir bis gestern nicht. Mit Sicherheit auch deshalb, weil ich garantiert nicht zu Zielgruppe gehöre. Wie dem auch sei, dort wurde über „die 7 schönsten Brettspiele“ geschrieben — oder sollte man sagen versucht zu schreiben?

Brettspiele schön abgestanden

Die kalte Jahreszeit zusammen mit dem Lockdown light ™ führen zu einer vermehrten Berichterstattung über schöne Möglichkeiten, seine Freizeit mit möglichst wenig Kontakten zu gestalten. Ob Brettspiele dabei Mittel der Wahl sind, hängt von deren empfohlener Spielerzahl an. Aber soweit zu denken, darf man den Autoren des Artikels nicht unterstellen. Sie bleiben schön an der Klischee-Falle haften.

Womit fängt man einen „sorgfältig“ recherchierten Artikel über Brettspiele an, natürlich Mühle. Direkt gefolgt von Schach. Die meisten Nichtspieler dürften an diesem Punkt bereits ausgestiegen sein. Sie verpassen zwei Perlen, „Die Siedler von Catan“ und Scotland Yard. Die Anführungsstriche hier um den Spieltitel sind nicht zufällig, denn wir Brettspieler wissen selbstverständlich, wie das gemeinte Spiel aktuell wirklich heisst: „Catan — Das Spiel“. Etwas mehr Sorgfalt ist eben zu viel erwartet.

Nicht jammern, der Tiefpunkt folgt am Ende des Artikels mit der Nennung des einen Spiels, was eigentlich in Brettspielerkreisen nicht genannt werden darf. Die Rede von Monopoly. Hallo, Kukksi Team, wir schreiben das Jahr 2020! Es gibt mittlerweile nicht nur eine Menge schöne Brettspiele, sondern auch solche, die wirklich was taugen. Für Familien, für Kinder, Erwachsene, Vielspieler, Nichtspieler. Selbst die Empfehlungen der Jury Spiel des Jahres sind deutlich interessanter als der hier aus Gründen nicht verlinkte Artikel.

Im Übrigen, meine aktuelle Empfehlung für ein universell geeignetes Spiel (moderate Englischkenntnisse vorausgesetzt) ist das oben abgebildete Fort von Leader Games. Kinder, die um Pizzastücke und Spielzeug wetteifern und ihr Geheimversteck ausbauen.

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