Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Aus dem Grundgesetz soll künftig der Begriff Rasse gestrichen werden. Ein längst überfällige Entscheidung.

Unsinn einer Rasse

Gut gedacht ist mitunter nicht immer gut gemacht. Auch in einer guten Absicht kann daher ein teuflisches Detail stecken. Im Grundgesetz finden sich zum Teil noch Fragmente, die üble Erinnerungen nicht nur an die Zeit des Nationalsozialismus hervorrufen.

So heißt es etwa in Artikel 3 des Grundgesetzes:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werde

KKlingt doch eigentlich ganz toll. Super, dass niemand aufgrund seiner Rasse benachteiligt werden soll. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes wollten sich damit ganz bewusst vom Nationalsozialismus abgrenzen. Dort hat die Zugehörigkeit zu einer bestimmten angeblichen Rasse tödliche Folgen.

Die Unterteilung der Menschen in unterschiedlichen Rasse ist dabei jedoch keine Neuerfindung der Nationalsozialisten gewesen, sondern sieht sich durch die gesamte Weltgeschichte.

Rein biologisch lassen sich Menschen trotz unterschiedlicher äußerlicher Merkmale aufgrund ihres Erbgutes nicht in Rassen unterteilen, wie Süddeutsche Zeitung zum Thema heute schrieb.

In der gleichen Ausgabe wurde jedoch auch die Frage aufgeworfen, ob mit der Streichung des Begriffs im Grundgesetz das realexistierende Rassismusproblem in Deutschland gelöst würde. Die Ansichten von Wolfgang Janisch dazu teile ich allerdings nicht. Erfahrungen führt an, dass der Begriff Rasse auch international in den Menschenrechtskonventionen verwendet würde. Die Abschaffung des Begriffs verhindere seiner Meinung nicht die Diskriminierung von Menschen aufgrund von äußerlichen Merkmalen.

Corona schlägt Demokratie

Meiner Meinung nach ist die sprachliche Überarbeitung des Grundgesetzes in jedem Fall ein guter Anfang. Zudem führt die Diskussion darüber zur Sensibilisierung für das Thema.

Genau so wichtig fand ich heute einen anderen Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Bei mir führte er dazu, eigene Position noch mal zu reflektieren. Im Kern geht darum, wer in Krisenzeiten den politischen Kurs bestimmt und das Land führt. Herzkammer unsere Demokratie ist das Parlament — unter anderem wichtig auch als Kontrollinstanz für die Bundesregierung. Ein anhaltender Ausnahmezustand mit Verordnungen schadet letztendlich der Demokratie. Insbesondere dann, wenn Entscheidung nur noch von der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten der Bundesländer getroffen werden.

Sicherheit ist wichtig, aber zu leicht geht man seinem eigenen Bedürfnis danach auf den Leim. Ich hab bisher auch nicht weiter hinterfragt. Für mich klang es vernünftig und nachvollziehbar. Jede Einschränkung wird schließlich gut begründet. Im Parlament aber mehrt sich der Widerspruch. Kontroverse Diskussionen so wie eine breite parlamentarische Mehrheit für Maßnahme zum Umgang mit der Pandemie sind enorm wichtig. Auch für die Akzeptanz dieser Maßnahmen innerhalb der Bevölkerung.

Eine Antwort

  1. Ich glaube nicht daran, dass es der Bekämpfung des Rassismus dient, wenn wir ein Wort wie Rasse aus der Verfassung verbannen. Mich erinnert das an die vehementen Kämpfe gegen Formulierung, die von Autoren vor vielen Jahren verwendet wurden und die jetzt nachträglich getilgt werden (Astrid Lindgren). Es werden Filme nicht mehr gezeigt, weil sie rassistisch konnotiert sind (Vom Winde verweht). Die Vorgehensweise, die von Leuten unterstützt und betrieben wird, die in ihrer Radikalität und auch einem Hang zur Rechthaberei geleitet sind, halte ich für schädlich. Ich beziehe die erbitterten Auseinandersetzungen ein, die wegen einer gegenderten Sprache aufgekommen sind. Zurück zu den Rassismus-Diskussionen. Ich halte es für falsch, geschichtliche Realitäten, die sich natürlich in der Sprache der damaligen Zeit niedergeschlagen haben, nachträglich zu „bereinigen“. Da wird sich an Denkmälern vergriffen, weil die gezeigten Personen in konkreten Zusammenhängen mit dem Kolonialismus tätig waren. Ich frage mich, wann bestimmte Schriftsteller vielleicht ganz verboten oder Seiten geschwärzt werden. Irgendwann wird dann bestimmt auch die Musik von Richard Wagner „dran“ sein, weil der ja schlimmer Antisemit gewesen ist. Wie weit sind wir heute noch von solchen Forderungen irgendwelcher linken Sektierer entfernt, frage ich mich immer häufiger.

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