Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Schild zur U-Bahn machte deutlich, wohin er gehen musste. Aus seiner Hosentasche kramte er ein paar Eurostücke hervor. So was wie ein Wochenticket schien es nicht zu geben.

Am Automaten stand die Adresse eines Kundenzentrums der Kölner Verkehrsbetriebe. So wie es aussah, befand es sich ganz in seiner Nähe. Badinger beschloss angesichts der zeit und der Tatsache, dass er in den nächsten Tagen mit Sicherheit noch häufiger auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein würde, dort nach einem Wochenticket zu fragen.

Schneller als erhofft kam Badinger an die Reihe. Befremdlich fand er es, mit der Mitarbeiter der KVB durch eine Scheibe zu sprechen. Als ob sie hier Gold statt Fahrkarten verkaufen würden. Die Stimme knarzte durch den Lautsprecher.

„Ein Wochenticket bitte.“

„Haben Sie eine Kundenkarte?“

„Nein.“

„Dann gibt es auch kein Wochenticket junger Mann. Der Nächste.“

Am verdutzen Badinger drängelte sich der nächste Kunde vorbei zum Schalter. Der ältere Herr sah Badinger mit einem mitleidsvollen Blick an und zog eine der Broschüren der KVB aus dem Ständer vor dem Schalter und drückte sie Badinger in die Hand.

Kurz davor, schwarz zu fahren bremste Badinger seinen Unmut. Das mit der Kundenkarte leuchtet ihm trotz der Beschreibung im Prospekt nicht ein. Er zog sich am Automaten eine Tageskarte und ging dann runter zur U-Bahn. Mit der Linie 16 fuhr er bis zum Neumarkt, um von dort aus in die Linie 1 bis zur Haltestelle Kalk-Post zu fahren. Erst später würden ihm seine Kollegen den Tipp geben, die S-Bahn zu nehmen. Am Eingang Walter-Pauli Ring meldete er sich bei der Wache. Der diensthabende Beamte griff zum Telefon und informierte einen Mitarbeiter vom KK 11. Wenig später kam ein braun gebrannter Mann durch die Sicherheitstür und reichte Badinger die Hand.

„Raphael Hoppe. Willkommen in Köln, Kollege“.

Zusammen ging sie ins dritte Stockwerk, wo Hoppe Badinger durch die Abteilung führte und ihm seine neuen Kollegen vorstellte. Das Kriminalkommissariat 11 bestand derzeit aus 17 Personen. Wie auch in anderen Städten waren es zu viele Fälle für zu wenig ermittelnden Beamte. Mit der Besetzung von Stellen ließ man sich wie so oft Zeit. Badinger hatte daher Glück gehabt, dass seine Bewerbung genau zu dem Zeitpunkt einging, als Othmar Schaffer in Pension ging. Badinger würde Nachfolger auf seiner Stelle sein. Auf dem Flur schob Schaffer gerade sein Bauch aus der Tür seines ehemaligen Büros.

„Das Frischfleisch! Kollege, das Büro ist so gut wie frei. Hab nur noch etwas Kram abgeholt. Über die Jahre sammelt sich ja so einiges an.“

Mit seiner kräftigen Pranke klopfte er Badinger auf die Schulter.

Hoppel kam nicht dazu, die beiden einander vorzustellen.

„Leichenfund am Eigelstein!“

Friederike Kleeman stand mit ihrer Kaffeetasse in der Bürotür und machte deutlich, wie wenig Zeit für Plauderei blieben würde. Die Vorstellungsrunde konnte später noch stattfinden. Schaffer wünschte frohes Schaffen und lachte dabei herzhaft mit vollem Körpereinsatz. Hoppel nahm Badinger mit zum Fuhrpark.

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