So manchen beschleicht bei 30 Jahren deutsche Einheit ein mulmiges Gefühl. Schuld sind die Unterschiede zwischen Ost und West.
Gedanken vom Spielfeldrand
Über die Vereinigung beziehungsweise Wiedervereinigung zweier deutscher Staaten haben ich hier im Blog schon einige, möglicherweise zu viele, Worte verloren. Die Juso-Ortsgruppe Wesel war damals geschlossen dagegen — was weder ins Gewicht fiel noch sonderlich jemanden interessierte. So die kurze Zusammenfassung. In den Medien, unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, ist diese Tage eine Menge zum Stichtag 30 Jahre deutsche Einheit zu lesen. Persönlich gefällt mir noch ein anderes 30-jähriges Jubiläum. Genau so lange gibt es nämlich den deutsch-französischen Sender arte.
Wie dem auch sei, über Ost und West kann man viel lamentieren, besoffen skandieren oder melancholisch auf die Zeit vor 1989 zurückblicken. Fakt ist, wir sind ein Land. Eines, welches sich seiner Verantwortung in Europa und der Welt stellen muss. Die 30 Jahre deutsche Einheit bedeuten auch eine Bringschuld gegenüber anderen Ländern. Vor allem gegenüber denen, die wir in zwei Weltkrieg stürzten beziehungsweise kolonial ausgebeutet haben — auch das sollte nicht vergessen werden.
Optimistisch könnte man am heutigen Tag eines mit Blick zurück und nach vorne in jedem Fall von sich geben. Trotz vieler großer und kleiner Probleme und Ungerechtigkeiten haben wir die Einheit im Großen und Ganzen gut gestemmt bekommen. Möglicherweise sind wir in Europa sogar das einzige Land, was so etwas hinbekommen hätte.
Bedeutung von 30 Jahre deutsche Einheit
Das große Rad zum Thema 30 Jahre deutsche Einheit — im Übrigen ein schönes Thema für einen Schulaufsatz — möchte ich hier an dieser Stelle nicht drehen. Mir geht derzeit nur eins durch den Kopf. Die 30 Jahre. Eben noch 19, ist man mittlerweile 49 Jahre alt. Die geteilte Republik fühlt sich noch fast frisch an. Auch das geteilte Berlin ist mir noch präsent.
Ein doch so langer Zeitraum bedeutet, dass es Menschen Anfang 30 gibt, für die die DDR nur in Berichten und Erzählungen existiert hat. Selber erlebt haben sie diesen Staat nicht. Zum Glück kann man mit Sicherheit sagen. Wer Menschen auf Menschen an der Grenze schießen lässt, kann kein guter Staat gewesen sein. Ein Land, welches nur durch die Beschränkung der Freiheit überleben kann, hat dieses Überleben nicht verdient.
Jedoch, ich drifte ab. Theoretisch bedeuten die zurückliegenden 30 Jahre für mich etwas anderes. Bei einem anderen Verlauf meines Lebens hätte ich eine Tochter, einen Sohn, vielleicht sogar Enkelkinder. Ich wäre Opa! Das ist eine viel merkwürdigere Vorstellung für mich, als mich im Spiegel mit Brille zu sehen.
Doch aber noch mal zurück zum Generellen. Das Beste, was sich nach 30 Jahren deutsche Einheit sagen ließe, ist vielleicht folgendes: Es ist Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Den Verlauf zu akzeptieren. Es ist, wie es ist. Zudem haben wir alle nur dieses eine Leben, wir sollten nicht weiter 30 Jahren grummelnd in den Ecken stehen und uns gegenseitig missmutig beäugen.