Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Thema Bücherverbrennung löst Unwillkürliche einen Schauder aus. Diese Art der Zensur hat Anleihen an die NS-Diktatur.

Unsägliche Entwicklung

Über Bücherverbrennung als Form einer wie auch immer gearteten Protestkultur sollte man eigentlich nicht diskutieren müssen. Allein schon aufgrund dessen, was während der NS-Diktatur mit Andersdenkenden passierte. Deren Bücher zu verbrennen, stellte meist nur den ersten Schritt einer vollständigen Auslöschung dar. Wer auch immer zu einer Bücherverbrennung aufruft, macht sich gemein mit nationalsozialistischen Verhaltensweisen.

Egal ob mir ein Autor passt oder nicht, eine Verbrennung seiner Bücher ist indiskutabel. Boykott, darüber lässt sich reden. Aber auch dabei gilt es, die Verhältnismäßigkeit zu waren. Solange sich jemand zumindest hierzulande an Recht und Gesetz hält, ist unsere Pflicht, die Ausschöpfung der Meinungsfreiheit auszuhalten. Anderenfalls bewegen wir uns mit großen Schritten Richtung Zensur und Meinungsdiktatur.

Bei Autoren wie etwa Thilo Sarrazin zucke ich persönlich auch immer zusammen, wenn sie ein neues Buch veröffentlichen. Mich zwingt allerdings auch niemand dazu, so was zu lesen. Morddrohung gegen den Autor und anderes verbietet sich von selber. Auseinandersetzungen sind in Wort und Schrift zu führen, nicht in Hetze, Drohungen und körperlichen Angriffen. Andernfalls würden wir in einer Gesellschaft leben, für die zumindest ich mich schämen müsste.

Böses Blut bei Bücherverbrennung

EEin aufgestachelter Mob, der bei einer Bücherverbrennung geifernd um das Feuer tanzt — so stellte ich mich auch die extremen Reaktionen auf den neuen Roman „Troubled Blood“ von J. K. Rowling vor. Sie erntete wüste Beschimpfungen, es wurde zum Boykott von Buchhandlungen aufgerufen und ja, auch eine Bücherverbrennung wurde inszeniert.

Rowling schrieb in ihrem Roman über einen Bösewicht, der Frauenkleider trägt — so die Süddeutsche Zeitung. Die Transgenderszene brachte das zur Weißglut, auch weil Rowling die Frechheit besaß, im Sommer persönliche Äußerungen von sich zu geben. Etwa die, dass sie als Frau es nicht wolle, dass jeder Mann, der sich als Frau fühle, auf die Damentoilette gehen darf. Die Vorwürfe kann man hier bei der SZ nachlesen.

Ehrlich, mir kommt bei so was die Galle hoch. Zum einen, weil ich die Position von Rowling so unterschreiben kann. Meine persönliche Meinung (auch gestützt durch den Umstand, mit einer Biologin verheiratet zu sein, die zum Thema eine Menge beitragen könnte) lasse ich mal hier unter den Tisch fallen. Es ist auch total egal, ob welche Haltung Rowling in Bezug auf sogenannte Transpersonen vertritt. Sie hat ein Recht auf eine Meinung. Respekt vor anderen bedeutet, bei abweichenden Meinungen nicht mit einem Vernichtungswillen über die Person herzufallen. Diesen Vernichtungswillen kann man denjenigen, die massive gegen Rowling vorgehen, durchaus unterstellen. Und damit landen sie in der gleichen untersten Schublade wie die Nationalsozialisten.

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