Von allen guten und bösen Geistern verlassen

US-Präsident Donald Trump benimmt sich bei jeder ihm bietenden Gelegenheit wie der Elefant im Porzellanladen. Selbst die UN bleibt nicht verschont.

Elefant mit Schlips

Sich Donald Trump als Elefant im Porzellanladen vorzustellen ist ein Bild, was mir persönlich ganz gut gefällt. Zumal der Elefant das Wappentier der Republikaner ist — jenes eigetragenen Wahlvereins, welches in Nibelungentreue nach wie vor hinter Trump steht.

Falsch an dem Bild ist der unschuldige Elefant. Der im Porzellanladen handelt nicht vorsätzlich. Bei Trump steht ziemlich sicher fest, dass er grundsätzlich vorsätzlich handelt. Dabei folgt er einem relativ einfachen und durchschaubaren Prinzip. Schuld sind in jedem Fall die anderen. Zudem will er für jeden Scheiß gelobt werden. Das entspricht in etwa der geistigen Mentalität eines Kleinkindes. Auf der virtuellen Vollversammlung der Vereinten Nation (UN) diese Woche wurde dies wieder deutlich.

In den USA starben bisher über 200 000 Menschen an den Folgen von Covid-19. Der US-Präsident wusste bereits Anfang des Jahres, wie gefährlich das Virus ist. Dafür gibt es ausreichend stichhaltige Beweise. Dennoch verharmloste er Corona und die Folgen. Gleichzeitig setzte er alles daran, Gouverneuren, die in ihren Bundesstaaten Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona umsetzen, das Leben so schwer wie nur möglich zu machen.

In seiner Videobotschaft an die UN schob Trump die Schuld für 6,8 Millionen infizierte US-Amerikaner China in die Schuhe. Sie hätten den Virus exportiert, um den USA und anderen Ländern zu schaden.

75 Jahre UN

Die Süddeutsche Zeitung erinnerte heute an ein wichtiges Jubiläum. Seit 75 Jahren gibt es die UN. Genau so oft traf sich die Vollversammlung in New York. Diesmal allerdings Corna-bedingt überwiegend virtuell.

Mit einem hehren Ziel gegründet, wurde die UN zum Spielball von Einzelinteresse. Während Kremlchef Nikita Chruschtschow in den 1960er Jahren zur Legende wurde, weil während seiner Rede mit seinem Schuh auf das Pult klopfte, bleibt Trump zwar mit beiden Beinen auf dem Boden und ist trotzdem abgehoben. Auf Grund seiner angeblichen Friedensbemühung wirbt er ernsthaft in der Vollversammlung für sich, um den Friedensnobelpreise zu bekommen — so wie sein Vorgänger im Amt, Barack Obama.

Immerhin, eine ernstzunehmend ehrlich Aussage kam im Verlauf seiner Rede zum Vorschein. Ohne Scheu empfahl er allen anderen Ländern, es ihm nachzutun: „Ich setze Amerika an die erste Stelle, so wie Sie Ihre Länder an die erste Stelle setzen sollten“ (Quelle: SZ, 23.09.2020).

Das entspricht genau dem Genteil von dem, wofür die UN eigentlich stehen sollte. Im Übrigen, was uns Deutsche (und Japan, Indien und Brasilien) angeht, kann uns das ja alles irgendwie egal sein. Wir und die anderen drei Ländern habe nach wie vor kein Sitz im UN-Sicherheitsrat.

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