Im Vorfeld der SPIEL.digital werde seitens der Verlage verschieden Formate diskutiert. Dabei stellt sich die Sinnfrage für Let’s Play Videos.
Digital ist unnormal
Die SPIEL.digital als Ersatz für eine echte Messe in Essen steht in den Startlöchern. Corona-bedingt musst man sich auf eine Änderung des Formats in diesem Jahr einlassen. Inwieweit dieses Projekt zum Erfolg wird, steht dabei noch in den Sternen. Für „Besucher“ gibt es zumindest im Vorfeld eine gute Nachricht. Die Nutzung des online Angebots wird für sie kostenlos sein.
Verlage muss freilich ordentlich dafür zahlen, stellen sich aber die nicht unberechtigte Frage, ob das nicht umsonst sein wird. Ehrlich gesagt bin ich skeptisch. Zum einen aufgrund meiner langjährigen Agenturerfahrung. Solche Projekte benötigten im Grunde sowohl einen guten Plan als auch genügend Vorlaufzeit. Daneben auch reichlich Erfahrung.
Skeptisch bin ich auch in Bezug auf Zielpublikum und Atmosphäre. Digital kann nicht das Vorort- Erlebnis ersetzen. Mir erschein es auch fraglich, ob viele Familie sich das online die SPIEL.digital geben oder lieber einfach mal ein Jahr Pause machen — wie es vermutlich besser gewesen wäre.
Was die Kosten für die „Aussteller“ angeht, kann ich wenig zu sagen und beurteilen. Ob aber gerade kleinere Verlage so was stemmen können, sei mal dahin gestellt. Ein Probespiel in der Realität lässt sich jedenfalls ohne Programmierkenntnisse stemmen.
Kommen wir aber zu den Let’s Play Videos.
Foltern mit Let’s Play Videos
Gestern gab es bei Facebook von Feuerland eine kleine Umfrage zu verschiedenen Formaten. Es ging darum, für sich die Nachfrage auszuloten. Unter anderem gefragt wurde, was man von Let’s Play Videos hält. Meiner Meinung nach sind die laut Genfer Konvention verboten. Ich finde sie in etwa so spannend wie anderen Leuten beim essen zuzusehen. Aber gut, es gibt ja auch Menschen, die süchtig nach „Das perfekte Dinner“ sind. Immerhin, jede Folge umfasst im Schnitt nur 20 Minuten. So einfach kommt man bei Let’s Play Videos nicht davon. Wenn etwa „Terraforming Mars“ eine Spielzeit von drei Stunden hat, dann geht das Video entsprechend auch so lange.
Ganz ehrlich, mit meiner Lebenszeit kann ich persönlich besseres anzufangen, als mir solche Let’s Play Videos anzusehen. Hinzu kommt, aber das ist wirklich nur meine ganz persönliche Meinung, dass ich viele deutsche YouTuber im Bereich Brettspiel für talentfrei halte. Auch wenn es selten an professionelle Ausrüstung mangelt, fehlt doch meisten didaktisches und dramaturgisches Geschick. Selbst bei Spielen, die mich wirklich interessieren, kann ich viele Videos nicht ansehen. Anders dagegen im angloamerikanischen Raum. Da werden selbst Spiele, die bei mir nie auf den Tisch kommen, so präsentiert, dass es pure Unterhaltung ist.
Bei Let’s Play und andere Formaten wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Blase platz.