Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Erwartungen nicht erfüllt

Soziale Interaktion gehört zu den wohl schwersten Gesellschaftsspielen. Im ungünstigsten Fall gibt es am Ende nur Verlierer.

Gleich in der Nachbarschaft zu den Enttäuschungen wohnen die Erwartungen. Wissenschaftler haben ihre Familienzugehörigkeit nachweisen können.

Wege zur Enttäuschung

Ob es einen perfekten Weg zur Enttäuschung gibt, konnten meine Frau und ich noch nicht herausfinden. Allerdings gehen wir beide von einer Vielzahl unterschiedlicher Wege zu individuellen Enttäuschungen aus. Beim Schreiben dieser Zeilen stieg ich auf das sogenannte Anna-Karenina-Prinzip. Anna Karenina ist Roman von Leo Tolstoi und fängt mit einem mindestens unter Autoren legendären Satz an:

Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.

Der Theorie nach sind Erwartungen dafür eine der Ursache. Sowohl ich als auch meine Frau stolpern immer wieder über Erwartungen anderer Menschen an uns. Erwartungen, die wir ganz offensichtlich nicht erfüllt haben und die deshalb in Enttäuschungen münden.

Unser großes Problem dabei sind die unausgesprochenen Erwartungen. Gestern Abend, bei einer Flasche Riesling auf dem sich zunehmend leeren Balkon sprachen wir darüber. Während eines unser Rezept für eine lange so wie gut Ehe das beständig miteinander Reden ist, die Kommunikation über das, was einen bewegt und was man erwartet, scheinen andere Menschen nicht immer diese Fähigkeit zu besitzen. Immer wieder kreuzen Menschen unsere Wege, die uns lieber Rätsel aufgeben, als sich zu erklären.

Unausgesprochene Erwartungen

Zwangsläufig führen unausgesprochen Erwartungen zu Enttäuschungen. Das ist quasi ein Naturgesetz. Dennoch glauben nach wie vor nicht wenige Menschen daran, andere würden schon von alleine darauf kommen, was man von ihnen erwartet. Das ist innerhalb der eigenen Familie genau so wie unter Freunden oder Bekannten. Selbst im Arbeitsleben kann einem so etwas passieren. Politische Ämter lassen wir an dieser Stelle mal außen vor, denn die sind immer mit Enttäuschungen verbunden. Es allen recht zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und sollte es gelingen, mag man möglicherweise morgens nicht mehr in den Spiegel schauen.

Was ich wirklich zu kotzen (der Ausdruck muss an dieser Stelle mal erlaubt sein) finde, ist das hinter her aufs Brot streichen. Wenn man aufgelistet bekommt, in welchen Punkten man jemand anders als Sohn, Tochter, Freund, Freundin oder was auch immer enttäuscht hat. Wenn dann aus allen Wolken fällt und sich fragt: Warum hat er das denn nicht mal ausgesprochen? Dem Leben liegt keine Betriebsanleitung dabei, genau so wenig wie unsere Wünsche auf unserer Stirn gut sichtbare für andere geschrieben stehen.

Wie heißt es so schön, reden hilft. Schweigen führt in den meisten Fällen zu Problemen oder aber verschafft sie noch weiter.

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