Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Kriegsschauplätze in Randlage

Oft genug lassen wir uns von nebensächlichen Zeitungsmeldungen ablenken. Das Weltgeschehen verdient mehr von unserer Aufmerksamkeit.

Kriegsschauplätze weltweit haben eine Gemeinsamkeit. Die Zivilbevölkerung steht der Durchsetzung von Interessen der Konfliktpartien im Weg.

Schlagzeilen zur Unterhaltung

Man muss es wirklich sehr vorsichtig formulieren. Trotzdem wird man vermutlich voll ins Fettnäpfchen treten. Manche Schlagzeilen dienen trotz möglicherweise reale, tragischer Umstände der puren Unterhaltung. Wie etwa „CDU-Politiker (44) beim Pinkeln von Blitz erschlagen – TOT!“. Die Meldung kam gerade als SPAM E-Mail rein. Es muss wohl bei einem Unwetter in Höhnstedt (Sachsen-Anhalt) ein Politiker bei einer privaten Gartenparty vom Blitze erschlagen worden sein. Das ist sicher tragisch, aber wirklich informativ ist es nicht. Was soll ich denn mit der Meldung anfangen?

Bei Unwetter keine Gartenpartys feiern? Oder bei Blitz nicht im freien pinkeln? Wäre vermutlich auch besser, keine CDU-Politiker einzuladen. Abgesehen davon könnte man noch mal prüfen, ob die Lockerungen bereits wieder Gartenpartys in Sachsen-Anhalt erlauben.

Im Übrigen sei an dieser Stelle am Rande erwähnt, dass das bedrohliche Unwetter vom Wochenende Köln nicht mal tangiert hat. Ist auch nicht weiter schlimm, auf unter Wasser stehende Keller kann ich in diesem Sommer gut verzichten.

Wie dem auch sei, ich finde, es gibt Meldungen und Berichte, die uns wirklich beschäftigen sollten. Auch wenn der Corona-Virus noch immer dominant ist, darf es nicht unseren Blick verstellen auf das, was sonst so noch passiert. Weltweit gibt es eine ganze Reihe Kriegsschauplätze.

Flottenstützpunkt anderswo

Flottenstützpunkt anderswo

Weltweite Kriegsschauplätze

Die derzeit vorhanden Kriegsschauplätze befinden sich in Randlage unserer Wahrnehmung. Selbst mir ist nicht mehr präsent gewesen, was zur Zeit in Syrien und auch Libyen abgeht. Beides sind Kriegsschauplätze, bei beiden gibt es ziemliche Gemengelage unterschiedlicher Interessen. Sowohl in Syrien als auch in Libyen stehen sich Türkei und Russland als Kontrahenten gegenüber. Es geht dabei sowohl um die Öl- und Erdgasvorkommen im Mittelmeer als um lange gehegte Befindlichkeiten.

In der Süddeutschen Zeitung gibt es heute einen wirklich guten Artikel über die beiden Kriegsschauplätze. „Mal Freund, mal Feind“ — das zielt auch auf das ambivalente Verhältnis der beiden Staaten ab.

Die Konkurrenz der beiden gibt es nicht erst seit gestern. Bereits das Zarenreich konkurrierte mit dem Osmanischen Reich um die Vorherrschaft im Schwarzen Meer, der Ägäis und im Mittelmeer, wie die SZ schreibt. Mir ist beim lesen des Artikels ein Detail ins Auge gesprungen. Russland unterstützt Syriens Diktator Assad, um im Gegenzug die russischen Militärbasen in Syrien bereiten und ausbauen zu können. Dabei ist Tartus als Flottenstützpunkt besonders interessant. Eine halbe Milliarde Dollar wollen die Russen dort investieren. Sie haben damit ihren einzigen Flottenstützpunkt „außerhalb des Gebiets der ehemaligen Sowjetunion“. Das passt für mich zu einer Dokumentation über ehemalige Bunkeranlagen, die ich vergangene Woche beim ZDF gesehen habe.

Zugang zum Mittelmeer

Die „Geheime Unterwelten der Krim“ ist aus mehren Gründen sehenswert. Es geht nicht nur um einen riesigen unterirdischen Bunker für die Atom-U-Boote der Schwarzmeerflotte, sondern auch um die Bedeutung der Lage. Das erklärt zum Teil, warum Russland die Krim annektierte. Zur Zeit der Sowjetunion war dieser Bunker die Speerspitze im Schwarzen Meer, um von dort aus in strategisch wichtiger Mittelmeer zu gelangen. Was natürlich nur ging, wenn man durch die Meerengen bei Istanbul kommt, um von dort über das Marmarameer weiter ans Ziel zu gelangen.

Freilich hätte das mit dem NATO-Mitglied Türkei Probleme gegeben — und führt auch heute noch zu Konflikten. Der Flottenstützpunkt bei Tartus ist daher für Russland perfekt, da er direkten Zugriff aus Mittelmeer bietet.

Ach ja, die Bevölkerung in Syrien und Libyen ist den Machthabern in Türkei und Russland im Prinzip herzlich egal. Es geht ausschließlich um die eigenen Ziele in der Region.

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