Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Beschulung von Corona

Ein wirksamer Schutz von Neuinfektion bestünde in der Aussetzung des Präsenzunterrichts bis nach den Sommerferien.

In der anhaltenden Corona-Krise ist die Beschulung ein Risikofaktor. Nicht allen Entscheidungsträgern scheint das bewusst zu sein.

Merkwürdiges aus dem Radio

Seit einigen Wochen schon läuft bei uns zu Haus ein der Küche morgens vor dem Frühstück (und dem damit verbundenen Zeitung lesen) Radio. Eigentlich kein echtes Radio, sondern der Stream von WDR2 auf dem Sonos-Lautsprecher in der Küche. Tut aber erst mal weiter nichts zur Sache.

Gestern Abend bekam meine Frau eine E-Mail von der Schulleitung mit einem heftigen Satz. Es stünde ein Urteil des Oberlandesgerichts bezüglich des vollumfänglichen Präsenzunterrichts aus. Mit anderen Worten, noch vor den Sommerferien soll der Schulunterricht wieder im vollen Umfang stattfinden.

Dazu passte dann das, was wir heute Morgen im Radio hörten. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer möchte, dass alle Schülerinnen und Schüler in NRW vor den Sommerferien wieder die Schule besuchen. Das schließt das Lehrpersonal ein. Gegen diesen Zeitplan gibt es sowohl von Lehrer- als auch von Elternverbänden deutlichen Widerstand.

Die letzten Tage und Wochen zeigten etwa, wie enorm schwer es ist, Präsenzunterricht durchzuführen. Nicht nur die Schülerinnen und Schüler ignorieren sinnvolle Regeln, sondern auch Teile des Lehrpersonals. Manche insbesondere jüngere Kolleginnen und Kollegen halten den Mundschutz für ein Accessoire, welches man am besten am Handgelenk trägt. Mit Blick auf die Beschulung gibt es zwei Welten. Das Wunschdenken und die Wirklichkeit.

Kein wirksamer Schutz

Kein wirksamer Schutz

Aussetzen der Beschulung

Meiner persönlichen Meinung nach sollte auf eine vollständige Bestuhlung vor den Sommerferien in jedem Fall verzichtet werden. Es stellt sich auch die Frage, wem die Bestuhlung etwas bringt. Nehmen wir mal an, die letzten drei Wochen vor den Sommerferien fände wieder „normaler“ Unterricht statt. Welche Relevanz hat das für Noten? Was soll gelernt werden? Dem zweifelhaften Nutzen steht ein hohes Risiko gegenüber.

Viel besser wäre es, einen sorgfältig geplanten Neustart nach den Sommerferien ins Auge zu fassen. Ja ich weiß, es gibt eine Menge Eltern, die gestresst sind. Man kann in dem Zusammenhang eine Reihe recht böser Fragen stellen — die verkneife ich mir aber, sie tragen auch zu keiner Lösung bei.

So wie ich das sehe, sollten die letzten Wochen allen Eltern Anlass geben, massiven Druck auszuüben. Nicht um den Zustand vor der Corona-Krise wieder herstellen, sondern um den überfälligen Umbau des Bildungssystems anzustoßen. Wir brauchen die Schule von morgen und nicht die Antworten von gestern. Digitales Lernen, kleinere Klassen, bessere Betreuung — traurig, dass dies eigentlich alles längst bekannt ist.

Aktueller Stand für Grundschulen: Offensichtlich sollen Abstandsregeln und die Vermeidung von Infektionsketten keine Rolle mehr spielen und der Regelbetrieb am 15. Juni aufgenommen werden. Zwei Wochen vor den Sommerferien wird so was ernsthaft gemacht. Fassungslos — mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

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