Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Reservierung für Corona

Die Corona-Krise stellt die Bahn vor neue Herausforderungen. Offensichtlich scheitert das Unternehmen aber daran.

Je nach Reiseziel gab es in der der Vergangenheit eine unterschiedliche Zugauslastung bei der Bahn. Ohne Reservierung ging zum Teil nichts.

Neue Standards der Bahn

Dass es bei der Bahn nach wie vor eine Zwei-Klassengesellschaft gibt, ist nicht Neues. Dennoch überrascht es, an welchen ganz unerwarteten Stellen Unterschiede bei den Kunden gemacht werden. Als Besitzer einer BahnCard 100 scheine ich die Bahn relativ unwichtig zu sein. Infos zur Sicherheit und Hygiene in Zeiten der Corona-Krise habe ich bisher nicht erhalten. Weder per Post noch per E-Mail. Mal ganz abgesehen davon, dass ich aktuell eigentlich nicht mit dem Zug fahre, aber trotzdem für die theoretische Möglichkeit ordentlich bezahle.

Meine Frau dagegen ist im Besitz einer BahnCard 25 — als Partnerkarte über mich. Im Gegensatz zu mir wird sie regelmäßig von der Bahn informiert, so auch wieder gestern. Schließlich möchte die Bahn ja an meiner Frau verdienen, was nur passiert, wenn sie sich Tickets kauft. Die E-Mail beginnt mit „Sie wollen wieder Bahn fahren? Aber sicher.“

Ganz sicher hat der Inhalt der Mail mich erst mal sprachlos gemacht. Selbstverständlichkeiten wurden als Heldenleistung ausgegeben und nahe liegenden Lösungen erst gar nicht ins Auge gefasst. Dabei hätte die Bahn es gerade angesichts massiv zurückgehender Fahrgastzahlen bitternötig. Wie nötig, zeigen zwei Zahlen aus München. Vor der Corona-Krise hat der Hauptbahnhof dort täglich 450.000 Reisende. Zur Zeit sind es 50.000. Eigentlich müsste man daher bei Bedarf ohne Reservierung mit dem Zug bequem an jedes Ziel kommen.

Unterwegs mit der Bahn

Unterwegs mit der Bahn

Keine Pflicht zur Reservierung

Meiner Frau schreibt die Bahn, dass die Zahl der Reservierungen begrenzt werden und bei Strecken mit besonders hoher Auslastung der Ticketverkauf ausgesetzt wird. Zudem will man auf stark frequentierten Strecken mehr Zugteil einsetzen. Hört sich vielleicht für den Laien gut an, für mich als Vielfahrer mit etwas Wissen über den Planeten Bahn ist das aber schwach.

Was nämlich nicht gesagt wird: Züge können auch weiterhin ohne Reservierung genutzt werden. Als Inhaber einer BahnCard 100 fahre ich ohne Ticket. Die Begrenzung der Reservierungen ist auch keine Hilfe, um Auslastung zu vermeiden, denn nach wie vor kann man die Züge der Deutschen Bahn auch ohne Reservierung nutzen.

Beim Thalys etwa gibt es eine Reservierungspflicht. Wird dort die Anzahl der Reservierungen begrenzt, wirkt sich das automatisch auf die Auslastung aus. Soweit denkt man bei der Deutschen Bahn jedoch nicht. Nicht nur während der Corona-Krise wäre eine Reservierungspflicht im Fernverkehr sinnvoll, sondern auch darüber hinaus.

Wie dem auch sei, die E-Mail enthält noch weitere Lachnummern.

Hygiene in den Zügen

„Hygiene steht bei uns im Vordergrund“, schreibt die Bahn meiner Frau. Das klingt nach absolutem Neuland für mich. In den vergangenen Jahren habe ich Züge im Fernverkehr erlebt, gegen die so mancher Schweinestall als sauber durchkommt. Dreckige Böden, versiffte, herumliegender Müll — auch im ICE kein seltener Anblick. Vielfach scheinen die Abteile für das überforderte Reinigungspersonal (welches sicher auch grandios mies bezahlt wird) nur aus runden Ecken zu bestehen.

Häufig benutzte Oberflächen sollen laut Aussage der Bahn noch öfter gereinigt werden. Dazu gehören etwas Türdrücker, Griffe oder Haltestangen. Mal ehrlich, was genau bedeutet das? Meiner Meinung nach müsste so was, um wirksam zu sein, nach jeder Benutzung gereinigt werden. Und das ist schlichtweg gar nicht möglich in den Zügen.

Abschließend noch was zum Thema „Mund-Nase-Bedeckung“. Es heißt, „Fahrgäste, die im ICE fahren und ihre Maske vergessen haben, können ein Exemplar im Bordbistro nachkaufen“. Tja, was ist dann mit den anderen Zügen? Wird man dort rausgeworfen, weil man keine Maske nachkaufen kann. Zudem: Wenn ich die Maske im Bordbistro nachkaufen kann, bin ich bereits im Zug — möglicherweise habe ich dann schon andere angesteckt. Eine klare Haltung wäre hier auch angemessen. Keine Maske, kein Zusteigen.

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