Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Besoffen von Verschwörungstheorien

Die aktuelle größte Gefahr ist weniger Covid-19, sondern Menschen, die fest von einer weltweiten Verschwörung überzeugt sind. Selbst konservative katholische Bischöfe sind nicht vor Verschwörungstheorien gefeit.

Besoffen durch die Krise ist eine der möglichen Strategien. Alkohol ist deutlich weniger schädlich als Verschwörungstheorien.

Systemtreuer Wahnsinn

Seit dem Beginn des Lockdowns wurden in Deutschland rund 30 Prozent mehr alkoholische Getränke verkauft als davor. So manche möchte sich vermutlich die Welt nicht nur schön trinken, sondern will möglichst besoffen durch die Krise. Immerhin, wer sich mit harten Spirituosen abschießt, hat zumindest eine ehrliche Grundlage, wenn er besoffen ist. Andere Menschen dagegen schaffen es, von ihr eigenen Überzeugung besoffen zu werden.

An dieser Stelle wäre es vermutlich besser, mit dem schreiben aufzuhören und das bereits kaltgestellte Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Allerdings ist es erst kurz nach Mittag. Permanent blau zu sein, ist ehrlich gesagt auch nicht mein Ding. Persönlich mag ich es nicht mal, besoffen zu sein. Es erfordert allerdings eine enorme Selbstbeherrschung, nicht schreiend auf die Straße zu rennen und jeden Mitbürger ohne Maske zu verprügeln. Ehrlich gesagt, danach wäre mir momentan schon etwas danach.

Wer sich wie meine Frau und ich an die Auflage und Kontaktbeschränkungen hält, zählt bei Facebook schon mal zur Gruppe „der systemtreuen Deutsche, die alles, was die Tagesschau und Herr Söder befiehlt, glaubt“. Über so ein paar Vollidioten kann man hinwegsehen. Nicht aber über die Demonstration gestern in einigen deutschen Städten.

Bald wieder menschenleere Bahnhöfe

Bald wieder menschenleere Bahnhöfe?

Rechte Impfgegner sind alle besoffen

Selbstständig denken ist nicht jedem gegeben. Verschwörungstheorien sind auch wesentlich einfach zu verstehen als die komplexen Zusammenhänge der Wirklichkeit. Zudem fällt es einigen Mitmenschen offensichtlich schwer, das Verhalten von Politikerinnen und Politkern nachvollziehen zu können — die sind auch nur Menschen und die Corona-Krise ist für sie genau so eine völlig neue Situation.

Gut, ich versuche auszuweichen, was mich auf die Palme bringt. Also, zu den Fakten aus der Domstadt. In Köln zogen gestern mehrere Hundert Menschen durch die Innenstadt. Eine unangemeldete Demonstration, bei denen die Teilnehmer ganz bewusst gegen sämtliche Auflagen verstießen. Die Polizei Köln dazu:

Ohne den Mindestabstand einzuhalten und ohne Mundschutz, dafür aber teilweise mit ihren Kindern, liefen die Teilnehmer gegen 17.15 Uhr von der Schildergasse aus zum Neumarkt, weiter zum Rudolfplatz und über die Ringe, bis zum Bahnhofsvorplatz und den Roncalliplatz am Dom.

Zudem wurden Unbeteiligte dazu aufgerufen, in großen Mengen ohne Mundschutz Geschäfte zu stürmen.

Wie besoffen von verscherbelten Verschwörungstheorien muss man eigentlich sein, um so einen Mist zu machen? Die Lockerungen werden mit so was mutwillig aufs Spiel gesetzt. Den Uneinsichtigen ist ihre persönliche Freiheit ganz offensichtlich lieber als Menschenleben.

Wer glaubt, Covid-19 würde über den Mobilfunk verbreitet, hat sich seinen Platz in einer geschlossenen Anstalt in jedem Fall verdient. Die Quittung für das Verhalten und für die zum Teil voreiligen Lockerungen werden dagegen wir alle tragen müssen. Am Wochenende stiegt die Reproduktionsrate des Virus wieder auf 1,1.

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