Investoren haben Bauernland längst als lukrative Kapitalanlage entdeckt. Auch ein bekannter Optiker mischt bei Bodenspekulationen mit.
Boden fair teilen
Zeit meines Lebens habe ich persönlich Schwierigkeiten mit der Vorstellung, das Menschen Grund und Boden besitzen können. Meiner Auffassung nach gehört die Erde uns allen. Niemand sollte die Möglichkeit haben, Land in Besitz nehmen zu können. Natürlich möchten wir alle mehr oder weniger die Chance haben, ein eigens Haus auf einem Grundstück zu bauen. Dafür muss uns das Grundstück aber nicht zwangsläufig nicht gehören. Es gibt intelligente Lösung, wie man so was lösen kann. Für fatal hielt ich auch immer den städtischen Verkauf des Tafelsilbers, also auch die Privatisierung öffentlichen Bodens zugunsten eines schnell verpuffenden finanziellen Gewinns.
Schaut man in die Geschichte, geht es bei vielen, wenn nicht sogar den meisten Konflikten um Land. Unfreie Bauern, Leibeigenschaft und Großgrundbesitzer. So weit weg ist das alles noch nicht, nur die Begriffe waren leicht anders. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der sowjetischen Besatzungszone (der späteren DDR) zwischen 1045 und 1945 3,3 Millionen Hektar Land während der Bodenreform beschlagnahmt. Unter dem Slogan „Junkerland in Bauernhand“ sollten Neubauer, Kleinbauer und landlose Bauern Land zur Bewirtschaftung erhalten. Die kleinen Betriebsgrößen waren jedoch größtenteils unwirtschaftlich, es folgte in einer späteren Phase die Kollektivierung. Bauernland als Masse für ein politisches Programm missbraucht.
Spekulanten mit Bauernland
Für die wohl meisten von uns kommen die Früchte des Feldes aus dem Supermarkt. Gelegentlich kauft man auf dem Markt ein, oder hat so was wie eine Gemüsekiste im Abo. Direkten Bezug zu einem Bauern haben die wenigsten. In der Presse liest man von Agrarsubventionen oder den Milchpreisen. Manchmal fahren Bauern mit ihrem Traktor zu Demonstrationen. Außerhalb von Ausnahmesituationen ändert sich die Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht.
Wer von uns sich mit Bio-Anbau beschäftigt, ist gedanklich vielleicht etwas weiter. Aber wie etwas produziert wird, sagt noch lange nicht aus, worauf es produziert wird — beziehungsweise, wem das Land gehört.
In der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Wochenende befand sich ein Artikel mit der Überschrift „Bodenlos“. Darin ging es um Bauernland, welches von Investoren als Geldanlage entdeckt wurde. Das nimmt mittlerweile solche Formen an, dass für mittelständische Bauern der Zukauf von Land extrem teuer geworden ist. Sie konkurrieren von Investoren, Spekulanten so wie Städten und Gemeinden, welche die Fläche in Bauland umwandeln wollen.
Besonders erstaunt hat mich in dem Artikel die Passage über Fielmann. Die Familie verkauft nicht nur Brillen, sondern ist „einer der großen privaten Besitzer landwirtschaftlicher Flächen“. Bestimmt nicht mit mittelständischer Landwirtschaft.
Tatsächlich ist die Entwicklung nicht neu, so wie man beim lesen der SZ glauben könnte. Mindestens seit 2016 läuft der Ausverkauf von Bauernland.