Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Heute wäre der letzte Schultag vor den Osterferien gewesen. Nicht nur für den Wiederbeginn der Schule gibt es mehrere Szenarien.

After the Virus

Aus Katastrophenfilme, Brett- und Videospielen kennen wir die Situation. Nach dem Virus ist die Welt in der Regel eine andere. Zumindest, wenn sie der Dramaturgie aus Hollywood folgt, schließlich erwarten die zahlenden Zuschauer und Spieler eine spannende Unterhaltung.

Anders sieht es aus, wenn man ganz real selber mitten in der Corona-Krise steckt. Die wohl meisten von uns wüschen sich, dass es alles so schnell wie möglich vorbei ist. Wir hoffen, nicht nur gesund zu bleiben, sondern hinterher wieder zurück zum normalen Alltag kehren zu können. Einen Alltag, so wie wir ihn vor der Krise kannten.

Von dieser Vorstellung müssen wir uns langsam aber sicher verabschieden. Mit Sicherheit wird es irgendwann weitergehen. Der springende Punkt dabei ist jedoch, wann es wie weitergehen wird.

Seit drei Wochen sind die Schulen auch in Nordrhein-Westfalen geschlossen. Bundesweit das wohl erste flächendeckende Experiment in Homeschooling und digitalem lernen. Laut Kalender und Ferienplan beginnt die Schule nach den Osterferien wieder am 20. April. Mit anderen Worte, in zwei Wochen müsste jetzt eine erhebliche Verbesserung der aktuellen Lage eingetreten sein. Ich für meinen Teil hege diesbezüglich ziemliche Zweifel und sehe zwei unterschiedliche Szenarien am Horizont.

Szenarien für Erntehelfer

Szenarien für Erntehelfer

Erschreckende Szenarien

Keines der beiden nachfolgende Szenarien gefällt mir. Allerdings bin ich Realist genug, um mich nicht trügerischen Illusionen hinzugeben. Jedes der Szenarien ist mit einem erheblichen Risiko verbunden. Für jeden Einzelnen für uns, für die Entscheider, für die gesamte Gesellschaft. Zum Glück muss ich selber keine Auswahl treffen, denn es ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ausgehend davon, dass sich die Situation in zwei Wochen nicht wesentlich verändert hat, gibt es für die Zeit nach dem 20. April zwei Optionen. Entweder die Beibehaltung der derzeitigen Beschränkungen inklusive zusätzlicher Verschärfungen. Oder aber die völlige Aufhebung aller Beschränkungen. Ein Mittelweg ist dagegen eher unwahrscheinlich, weil er einen schlechten und niemanden nützenden Kompromiss darstellt.

Die Beibehaltung der Beschränkungen, ein anhaltendes Kontaktverbot und sogar die weitere verschärfende Maßnahmen werden das Land kollabieren lassen. Aktuell ist die Lage zwar angespannt, aber die Menschen klammern sich bewusst oder unbewusst an den 20. April als Stichtag. Bereits jetzt sind viele am Limit, emotional und wirtschaftlich. Wenn Mitte April nicht die Einschränkungen aufgehoben werden, waren die bisherigen Hamsterkäufe nur ein kleiner Vorgeschmack.

Die andere Alternative bei unveränderte Lage wäre die Aufhebung aller eindämmenden Maßnahmen. Das würde vor allem auch ein Zusammenbrechen der Wirtschaft verhindern. Für diese Option spräche die Entscheidung, 40.000 Erntehelfer aus Osteuropa einfliegen zu lassen. Lockerungen, obwohl es deutliche Risiken gibt.
Wenn es am 20. April trotz veränderte Lage weiter geht wie vor der Corona-Krise, dann auf Grundlage einer ethisch fragwürdigen Abwägung. Man nimmt den Tod eine geringen, einstelligen Prozentsatzes der Bevölkerung in kauf, um dem Rest ein normales Leben zu ermöglichen. Das folgt dem Utilitarismus — für das Wohl vieler wird das Leid weniger in Kauf genommen.

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