Brettspielern gehen während der Corona-Krise die Spielpartner aus. Die Verlockungen von Spielen mit Solomodus werden dadurch größer.
Spiele für Zwei
In unserem Spieleregal tummeln sich mehr als genug Spiele, welche auch zu zweit spielbar sind. Nicht nur theoretisch, sondern auch tatsächlich. Für Muggel mag sich das komisch anhören, daher versuche ich, das etwas näher zu erläutern. Brettspiele funktionieren in unterschiedlichen Konstellation unterschiedlich gut. Das lieht unter anderem an der zu Grund liegenden Spielmechanik und am Grad der erforderlichen Interaktion. So ist etwa der moderne Klassiker „Die Siedler von Catan“ ursprünglich für eine Spielzahl von drei bis vier Spieler konzipiert worden. Das ist schade für Spielerinnen und Spieler, die lediglich zu zweit die Catan besiedeln wollen. Die Interaktion beim Handel mit Rohstoffen erfordert aber mindestens drei Spieler.
Mit Hausregeln lässt sich das bei Catan und anderen Spielen lösen. Nicht immer ergibt das ein befriedigendes Spielgefühl. Das gilt leider auch für Brettspiele, die laut Schachtelaufdruck ab zwei Spieler spielbar sein sollen. Einer dieser Vertreter ist zum Beispiel 7 Wonders. Man kann es zu zweit spielen, der gleiche Spielspaß wie in einer größeren Runde kommt jedoch nicht auf.
Andere Spiele dagegen spielen sich komplett anders, wenn man sie nur zu zweit spielt. So lebt „Root“ davon, dass vier sehr asymmetrische Fraktion im Wald um die Vorherrschaft ringen. Spielt man Root zu zweit, ist es ein Duell mit nicht immer ausbalancierten Ausgangsvoraussetzungen. Der Gegenentwurf sind Spiele, die nahezu unabhängig von der Spielerzahl sind. Auch wenn es bei „Dominion“ keinen Solomodus gibt, es die Anzahl der am Tisch sitzenden Spieler eher unerheblich.
Brettspiele im Solomodus
Ziemlich in Mode gekommen in letzter Zeit ist bei einer ganzen Reihe von Spielen ein sogenannter Solomodus. Durch eine Reihe von Regeln wird ein Gegenspieler simuliert. Wie reizvoll so was ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Keine Illusion sollte man sich jedoch im Hinblick darauf machen, mit einem Solomodus die Spielregeln schneller zu lernen und gewappnet zu sein für Mehrspieler-Partien.
In den meisten Fällen erfordert der Solomodus nämlich zusätzliche Regeln, um den virtuellen Gegenspieler zu steuern. Das Lernen der Regeln wird also nicht einfacher, sondern schwieriger. Hinzu kommt, dass die Komplexität und Verwaltungsaufwand des Gegenspielers, gerne auch „Automata“ genannt, stark variiert.
Dazu ein Beispiel. Bei „Architekten des Westfrankenreichs“ ist es sehr elegant gelöst. Sogar so gut, dass man den Automata auch in einem Spiel zu zweit mit rein nehmen kann, ohne dass der Spielfluss darunter leidet. Wenige Regeln reichen aus, um ein befriedenden zusätzlichen Gegner zu ergeben.
Andere Spiele haben bei Automata ein so umfassendes Regelwerk, dass meiner Meinung nach der Spielspaß darunter leidet. Und nicht nur das, man konzentriert sich so stark auf die richtige Bedienung des Automata, dass der eigene Spielzug ins Hintertreffen kommt. Möglicherweise bin ich auch nicht masochistisch genug veranlagt, um mich durch Berge von Tabellen und Ablaufdiagramme zu arbeiten, nur um einen virtuellen Gegenspieler zu simulieren.