Unter dem Titel „Der Aufstieg von Weltreichen: Das osmanische Reich“ zeigt Netflix erneut eine Alternative zum Serieneinheitsbrei. Doku statt Fiktion.
Geschichte spannend erzählt
Zur Zeit befinde ich mich in einer Phase zunehmender Fiktionsmüdigkeit. Die meisten Serien und Filme empfinde ich als belanglos. Im besten Fall sind sie gute Unterhaltung, oft aber einfach nur billig gestickt. Variationen immer gleicher Erzählmuster wie etwa der Heldenreise. Wenn man die Muster auswendig kennt, sind die Wendungen auch in einer völlig neuen Erzählung vorhersehbar. Toppen lässt sich das noch durch Schauspieler, die diese Bezeichnung nicht verdienen. Der Konsum solcher Werke hat Ähnlichkeiten zu Fast Food. Hinter fühlt man sich selten besser als vorher.
Anders sieht es bei Dokumentation oder Dokufiktionen (also Dokumentation plus nachgespielte Szenen) aus. Man hat das Gefühl, etwas gelernt zu haben. Unter Umständen sogar einen neuen Blickwinkel bekommen zu haben. Geschichte finde ich an sich bereits spannend. Es gibt genügend Stoff, um davon lange zehren zu können. Mitunter eignet man sich aber eine eurozentrische Sicht auf die Geschichte an. Genau dem wirkt die Mini-Serie „Das osmanische Reich“ bei Netflix entgegen. Erzählt wird nämlich nicht vom Untergang Konstantinopels, sondern von der Geburt Istanbuls. Wobei das eine die Voraussetzung für das andere war.
Wie das osmanische Reich entsteht
Die Serie umfasst verfolgt dabei nicht, wie und wo das osmanische Reich seine Anfänge nah, sondern fokussiert sich auf einen Schlüsselmoment in der Geschichte des Reiches. Zur Zeit Sultans Mehmed II. existierte das osmanische Reich bereits 144 Jahre. Dieser Schlüsselmoment ist die Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 durch Sultan Mehmed II. Die Dokumentation auf Netflix konzentriert sich um die Belagerungsschlacht, zeigt aber auch in Rückblenden den Werdegang von Mehmed, so wie seine Beziehung zu seinem Vater.
Ja, es ist streckenweise etwas pathetisch und möglicherweise sind ein paar Szenen auch dazu gedichtet. Im Großen und Ganzen aber folgt die Mini-Serie den historischen Fakten. Der nach über drei Wochen der Belagerung erfolgreiche Eroberer benannte Konstantinopel (den rote Apfel) um in Istanbul. Die Stadt wurde dann für das osmanische Reich zur Hauptstadt und zum Dreh- und Angelpunkt zwischen Europa und Asien.
Auch wenn in der Dokumentation vieles weggelassen wurde, bekommt man in jedem Fall schon mal ein großen Happen Wissen. Wissen, das neugierig macht auf mehr. Etwa auf die Beziehung der Osmanen zu Serbien und Ungarn, was wiederum wichtig ist für die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs.Neugierig macht es aber auch in Bezug auf Belagerungstaktiken, denn die Belagerung von Konstantinopel war ein langwieriges und blutiges Unterfangen.
Für mich war das wiederum eine interessante Parallele zum Spiel „Nevsky“, in dem auch sehr deutlich gemacht wird, wie schwer eine Belagerung eigentlich damals war.