Gerade Angstpatienten entscheiden sich auch bei kleineren Operationen für eine Vollnarkose. Verdrängt wird dabei oft das damit verbundene Risiko.
Störende Weisheitszähne
Im Frühjahr 2018 wurden bei mir vier Weisheitszähne entfernt. Da ich zu den bereits in der Einleitung erwähnten Angstpatienten gehöre, ging das nur unter Vollnarkose. Die OP selber verlief bei mir ohne Zwischenfälle. Einen Monat später machte ich mir dann noch mal Gedanken zum Thema Vollnarkose. Vor der Operation hatte ich Angst, genau so aber auch vor der Vollnarkose. Zum Glück war das unbegründet. Selbstverständlich ist ein reibungsloser Ablauf aber nicht.
Da ich seit dem Abheilen der Wunden völlig beschwerdefrei bin, hatte ich den ganzen Vorgang mittlerweile vergessen. Zurück zum Alltag. Gestern Abend auf dem Sofa erwischte es mich jedoch eiskalt. Meine Frau und ich schauten die neuste Ausgabe von Markt in der Mediathek des NDR. Der Beitrag „Pflegefall nach Zahn-OP: Arztpfusch bei Narkose“ warf mich dann aus der Bahn. Es ging um eine junge Frau, bei der zwei Weisheitszähne gezogen wurden. Sie ließ die Operation wohl aus den gleichen Gründen wie ich unter Vollnarkose machen. Im Beitrag sieht man Fotos von der Frau vor der Operation. Ein lebensbejahender Mensch, der unter anderem gerne fotografiert. Dann sieht man, was aus der Frau nach der OP geworden ist. Ein Pflegefall.
Risiko Vollnarkose
Selbstverständlich erhält man vom behandelnden Arzt im Beratungsgespräch unter anderem einen Aufklärungsbogen, auf dem man über die Risiken aufgeklärt wird. Allerdings gehen die meisten von uns (mich eingeschlossen) damit ähnlich um wie mit Datenschutz- oder Nutzungsbedingungen. Man klickt einfach an beziehungsweise unterschreibt. Anders als bei der Nutzung von irgendwelchen Apps gibt es bei einer Operation allerdings nur wenige Alternativen.
Im Beitrag des NDR wurde dann deutlich, was alles schief gehen kann. Insbesondere dann, wenn man an einen Anästhesisten gerät, der bereits eine ähnliche OP verpfuschte, bei der die Patientin ebenfalls zum Pflegefall wurde.
Natürlich gibt es immer Risiken und auch menschliches Versagen. Als sich die Folgen der Vollnarkose abzeichneten, wurden jedoch versucht, das Ganze zu vertuschen. Es ging sogar so weit, dass die Patientin vier Stunde ohne Betreuung im Aufwachraum lag. Möglicherweise hätte auch rechtzeitige Einlieferung in ein Krankenhaus noch einiges verhindert werden können.
Fassungslos macht zudem der Umstand, dass der betreffende Anästhesist weiter praktizieren darf. Hätte dagegen statt das Leben von zwei Menschen zu ruinieren lediglich Abrechnungen zu seinem Vorteil manipuliert, wäre ihm die Approbation entzogen worden. Nicht nur die Vollnarkose birgt Gefahren in sich, sondern auch ein krudes Rechtssystem in Deutschland.