Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Begriff Affenhitze wird nach dem Brand im Krefelder Zoo nie mehr unbelastet verwendbar sein. Auch beim Hühnerstall ergibt sich ein schauriges Bild.

Oma als Nazibraut

Ganz ehrlich, die Weihnachtspause mit Enthaltsamkeit hinsichtlich der Kommentierung aktueller Ereignisse hier im Blog hat richtig gutgetan. Es erfreut mich auch, dass die diesjährige Weihnachtsgeschichte die bisher erfolgreichste im Hinblick auf die Zugriffszahlen war. Kommentiert wurde freilich nichts, aber so kenne ich das halt.

Wie dem auch sei, natürlich drehte sich die Welt über die Feiertage auch weiter. Auch wenn vielen gutgetan hätte, ebenfalls mal die Klappe zu halten, wurde fleißig und oft unqualifiziert Senf dazu gegeben. Auf die Details der neuen Version „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ möchte ich nicht eingehen. Die Intention dahinter ist auch nebensächlich. Die Oma als Umweltsau, ganz ehrlich so viel Gelassenheit sollte jeder von uns besitzen, um sich nicht sofort im Ton zu vergreifen. Geifernd und zunehmend vom rechten Rand der Gesellschaft wurde das Lied kommentiert. Meistens ist so was meiner Meinung nach ein Anzeichen davon, dass genau ins Schwarze getroffen wurde.

Mal ganz ehrlich, „Umweltsau“ ist doch wirklich harmlos. Die Omas der singenden Kinder im WDR sind mit Sicherheit alle unbelastet vom Dritten Reich. Von meiner Oma könnte ich so was nicht sagen.

Affenhitze im Zoo

Alte Säcke entsorgen

Krefeld mit Affenhitze

Kommen wir aber zu Krefeld und der Affenhitze. Bei einem Brand im dortigen Affenhaus starben 30 Tiere in den Flammen. Das ist traurig, ja. Die Ursache des Brandes wurde mittlerweile geklärt. Eine sogenannte Himmelslaterne setzte das Dach des Affenhauses in Brand, das Feuer griff schnell um sich.

Diese Himmelslaternen sind seit 10 Jahren in Deutschland aus gutem Grund verboten. Steigen gelassen wurde sie in Krefeld von drei erwachsenen Frauen, die dachten, zu Silvester dürfte man sie steigen lassen. So was ist mindestens fahrlässig. Auch wenn es schwerfällt, muss man den drei Frauen zumindest Respekt dafür zollen, dass sie sich freiwillig der Polizei gestellt haben.

Klar gab es auch eklatante Mängel im Bereich des Brandschutzes im Krefelder Zoo. Verantwortung und Schuld hier gegeneinander aufzuwiegen, ist kein besonders schöner Zug. Es macht auch die Affen nicht wieder lebendig.
Im Übrigen gibt es eine hässliche Parallele zur Umweltsau-Oma. Auch im Fall der toten Affen entgleiste wieder die Diskussion in den sozialen Netzen. Morddrohungen gegen die Frauen, Versuche, ihre Identität zu ermitteln. Die Formen der versuchten Selbstjustiz sind ziemlich erschreckend.

Genau so erschrecken ist es, dass ein umgewidmetes Kinderlied mehr Erregung erzeugt, als die Vertuschungsversuche des Verkehrsministers in Sachen Maut-Affäre. Oder das beim Brand im Affenhaus der Feuerkatastrophe in Australien aus dem Blickfeld verschwindet. In der Hinsicht wird sich wohl 2020 wenig von 2019 unterscheiden.

2 Kommentare

  1. Omi hätte ziemlich sicher über das Lied gelacht. Es zeigt sich auch hier, wie eine gewisse Gruppierung ihr Empören-Gen spazieren führt, damit es schön in Übung bleibt. Der Grund scheint egal – ob gefühlt oder ausnahmsweise mal aus echtem Anlaß. (Wobei ich diesen echten noch suche.)
    Der Brand im Affenhaus hatte ein wenig für Traurigkeit gesorgt. Wegen einer Nachlässigkeit und einer unnötigen Feiertags-Requisite… Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet, die VerursacherInnen würden sich von alleine melden. (Wie man es auch nennen mag, Courage, Empathie, Gewissen, Charakter,…, könnten sich andere etwas von der Haltung abkupfern.)

    Ein frohes Neues, mit einer dezenten Verzögerung. *räusper*

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