Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bahnfrei für keinen Jahresrückblick

Jahresrückblick erreichen im Dezember einen inflationären Zustand. Mein persönlicher Rückblick wäre jenseits des Wahnsinns bahnfrei.

Haltung zum Jahresrückblick

In Bezug auf Jahresrückblicke hat sich meiner Einstellung in den letzten zwölf Monaten nicht verändern. Nach wie vor finde ich sie überflüssig, bin ihnen sogar auch überdrüssig. Sie haben aus meiner Sicht einen grundsätzlichen, nennen wir es mal Geburtsfehler. Maximal zwölf Monate im Rückblick, das ist ein zu kurzer Zeitraum für Geschichte. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an die Ereignisse. Da sie das sind, muss man sie nicht noch mal hervorholen. Insbesondere dann nicht, wenn es eher unerfreuliche Ereignisse gewesen sind. Ibiza-Affäre, Wahlsiege der AfD im Osten, Brexit, Rücktritt von Andrea Nahles als SPD-Vorsitzende. Wer will das denn freiwillig alles noch mal durchkauen? Wobei, den Rücktritt von Nahles würde ich mir als Dauerschleife bei YouTube schon noch gönnen — aus Gründen.

In der Regel ist meine Haltung zu Jahresrückblick daher: Ich bin froh, dass es um ist, belassen wir es also dabei. Dennoch, in diesem Jahr ist es ein wenig anders. Nicht in Bezug auf die allgemeine Weltlage, sondern auf das, was sich in meinem Umfeld in den letzten Monaten ereignete. Also doch bahnfrei für einen Jahresrückblick? Ja, ein kleines Stück zumindest. Denn bahnfrei waren die letzten Monate nahezu.

Bahnfrei für dreckige Sitze

Wohlfühlumgebung Bahn

Bahnfrei für bahnfrei

Die Bedeutung von „bahnfrei“ für mich persönlich muss ich vermutlich etwas näher erläutern. Ein kurzer Rückblick. Bis November 2018 gehörte ich zu den regelmäßigen Pendler mit der Bahn. Das änderte sich dann durch den Wechsel des Firmensitzes und die Kündigung eines Kollegen. Ich ging zu 100 % Homeoffice über, auch wenn ich meine Bahncard behielt.

Was folgte, war eine enorme Entschleunigung meines Lebens. Wer es selber nicht über Jahre gemacht hat, kein eigentlich nur schwer nachvollziehen, wie belastend Pendeln auf Dauer ist. Die Fahrtzeit selber, die Übergänge und Verspätung machen einen großen Teil der Belastung aus. Es ist aber auch das Gefühl, irgendwie zwischen zwei Welten beziehungsweise Städten zu leben. Man ist weder hier noch dort, bekommt oft vieles nicht mit. Abends zu kaputt, morgens zu müde und die Wochenenden einfach zu kurz. Mit der eigenen Wohnung führt man mitunter eine Wochenendbeziehung. Von Auswirkungen auf die Partnerschaft ganz zu schweigen.

Bahnfrei bedeutet für mich mehr Lebensqualität, auch wenn ich mehr Zeit am Schreibtisch verbringen und manchmal der Abstand fehlt. Schwierige Kundengespräche schüttele ich nicht einfach so ab, wenn ich zur Bürotür hinausgehe. Trotzdem bin ich vom Homeoffice überzeugt. Wer das Leben wie ich in vollen Zügen „genossen“ hat, wir das verstehen.

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