Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Basisdemokratische Entscheidungen sind eine verbreitete Illusion. Durch Dominanz in den Medien gibt es keinen echten freien Willen.

Steile These abkühlen

Zugegeben, die Einleitung enthält eine ziemlich steile These. Ganz so hart würde ich es mit mehr Sätzen zur Verfügung auch nicht formulieren. Aber hey, immerhin provoziert sie ordentlich. Selbstverständlich gibt es so etwas wie einen freien Willen. Allerdings, so sollte man ehrlicherweise einschränken, ist dieser beeinflussbar. Bevor ich das weiter ausführe, versuche ich vom Allgemeinen ins ganz Konkrete zu gehen.

Mir persönlich ist es in den letzten Wochen besonders deutlich geworden, wie starke meine Entscheidungen von Ereignissen oder Entscheidungen in der Vergangenheit abhängig sind. Dazu muss ich nicht mal äußere, gar böswillige Einflüsse heranziehen. Es gibt sogar Fälle, wo eine freie Entscheidung erst auf Grund andere getroffener Entscheidungen möglich ist.

Aus freien Stücken haben meine Frau und ich uns etwa für ein neues Sofa entscheiden. Wir hätten auch drauf verzichten können. Dass wir aber überhaupt ein neues Sofa anschaffen konnten, hängt mit dem zusammen, was ich in den letzten Monaten getan habe. Durch das radikale Aufräumen bei unseren Büchern und Spielen gab es erst den Platz im Wohnzimmer für ein Sofa. Zeit, sich das in Ruhe aussuchen hatten wir dadurch, dass wir weniger einkaufen mussten. Das entstand dadurch, dass wir eine Biokiste ins Abo genommen haben. Ein kleiner Ausschnitt einer Kette. In diesem Fall für sie zu mehr Möglichkeiten, aber es natürlich auch umgekehrte Fälle — vermutlich wesentlich häufiger

Dominanz im Urlaub

Neuausstattung für den Urlaub

Sprachspiele mit Dominanz

Am Schreibtisch sitzend noch vor den ersten Zeilen des heutigen Eintrags spielte ich im Kopf mit Begriffen wie Dominanz, dominieren und Dominion. Der letzte Begriff tauchte in meinem Kopf nicht nur deshalb auf, weil auf unserem Spieltisch mal wieder der bekannte Deckbuilder gelandet ist. Sondern auch, weil heute vor 30 Jahren die Mauer zur DDR fiel.

Durch die nach wie vor bestehenden Dominanz Westdeutschlands in unserer Gesellschaft könnte man von der ehemaligen DDR von einem Verwaltungsgebiet der BRD sprechen — was vermutlich zum Teil treffend, zum anderen teil aber völlig unangemessen wäre.
Wie dem auch sei, eigentlich beschäftigt mich ein Artikel gestern im Kölner Stadtanzeiger. Es geht um die SPD, mal wieder. Und dem Streben nach Vorherrschaft in der Partei — Dominanz eben. Wie bekannt sein sollte, muss sich die Mitglieder der Partei noch für eines von zwei Kandidatenduos für den Parteivorsitz entscheiden. Wobei wir dann wieder beim freien Willen wären und der Gefahr von Beeinflussung.

Führende SPD-Politiker haben nämlich vor der Stichwahl eine deutliche Empfehlung zugunsten des Duos Olaf Scholz und Klara Geywitz abgegeben. Mit der durchschaubaren Absicht, dadurch ihre eigene Position zu festigen.

Von oben nach unten

Diesen Versuch der Einflussnahme sehe ich kritisch. Es entspricht für mich der Haltung, man könne das einfache Parteimitglied domestiziere, nach seinem Willen und Bedürfnissen formen und lenken. Eine solche Wahlempfehlung ist unangebracht. Aber es ist ja schon fast Tradition in der SPD, die Meinung durch Wahlempfehlungen beeinflussen zu wollen. Gut zu Gesicht steht das der Partei nicht und erweckt zudem den Eindruck, die Entscheidungsprozesse verlaufen von oben nach unten statt umgekehrt.

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