Ungesunder Ernährung soll in Deutschland durch die Lebensmittelampel Einhalt geboten werden. Die Einführung erfolgt unter dem sperrigen Begriff Nutri-Score.
Ampelnutzung in Köln
Aufgabe von Ampeln im Straßenverkehr ist nicht, willkürlich Verkehrsteilnehmer zum anhalten zu zwingen — auch wenn einigen von uns das manchmal so vorkommt. Ampeln sollen disziplinieren und gefährliche Situationen verhindern. Das klappt in der Theorie besser als in der Praxis. Gerade in Köln fällt auf, wie viele Bürgerinnen und Bürger Ampeln eher als unverbindliche Handlungsempfehlung betrachten.
Die Idee, eine gesündere Ernährung auch eine sogenannte Lebensmittelampel auszulösen, ist daher zunächst einmal ein Grund zum Totlachen. Zumindest so lange, bis einem das potenzielle Gefahrenrisiko einer Lebensmittelampel bewusst wird.
Im Straßenverkehr gilt Grün als tendenziell ungefährlich. Jede Fußgängerin und jeder Fußgänger weiß jedoch, wie leichtsinnig es ist, unbedarft über eine grüne Ampel zu gehen. Irgendjemand biegt immer ab und man liegt oft schneller unterm Auto, als man Nutri-Score sagen kann. Also achtet man, wenn man an seinem Leben hängt, auf das, was von rechts und links kommt.
Bei der Lebensmittelampel hupt niemand. Grün soll hier wirklich „unbedenklich“ bedeuten. Viele von uns werden das auch tatsächlich glauben. Genau hier liegt das Problem, denn tatsächlich unbedenklich ist eine Einstufung mit A beim Nutri-Score nicht wirklich.
Gefahren der Lebensmittelampel
Währen im Straßenverkehr einfache Zeichen und Signalsysteme wie die Ampel für eine hilfreiche Vereinfachung sorgen, ist eine Lebensmittelampel eine gefährliche Vereinfachung. Zudem noch eine, die Verbraucherinnen und Verbrauchern eine gefährliche Sicherheit suggeriert.
Dazu muss man sich einfach mal ansehen, welche Kriterien für die Bewertung herangezogen werden:
- Energiegehalt
- Zucker
- gesättigte Fettsäuren
- Natrium
- Protein
- Ballaststoffe
- Anteil von Obst, Gemüse und Nüssen
Je höher der Anteil der ersten vier Kriterien ist, desto schlechter. Mehr von den drei letzten Bestandteilen auf der Liste führen dagegen zu einer Aufwertung. Hort sich gut an? Ungesüßtes Sägemehl mit einem zehnprozentigen Anteil von Nüssen so wie ordentlich Geschmacksverstärkern und weiteren E-Zusatzstoffen würde mit ziemlicher sicher beim Nutri-Score in der grünen Liga mitspielen. Das ist jetzt als Beispiel stark vereinfacht, von der Wirklichkeit aber leider nicht weit entfernt. Hersteller können demnach ihre Rezepturen so anpassen, dass die Lebensmittelampel grün zeigt, obwohl in dem Produkt nichts mehr drin ist, was den Namen „Lebens“mittel tatsächlich verdient. Durch den Nutri-Score wird kein ungesundes Ernährungsverhalten verbessert, sondern nur fragwürdigen Industrieprodukten ein Deckmäntelchen übergezogen.
Der Verbraucherinnen und Verbraucher befreit die Kennzeichnung durch den Nutri-Score nicht davon, die Zutatenliste eines Produktes zu lesen.