Für ihren Einsatz zum Klimaschutz wird Greta Thunberg dieses Jahr mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. Für andere ist sie dagegen ein Fall für Jugendämter und Psychiater.
Kein kleines Mädchen
Ich bin weiß, je nach Betrachtungsweise alt und verdammt wütend. Verdammt wütend, mit welcher unglaublichen Herablassung dem Engagement einer jungen Frau begegnet wird. Kübelweise Häme und Hass wird über Greta Thunberg ausgeschüttet. Bei Facebook gibt es Kommentare, die einfach nur daneben sind. Nur leicht harmloses kursieren Leserbriefe, der Tiefpunkt jedoch ist eine völlig frei erfundene Story. In der „erzählt“ ein Vater von seiner trotzigen Tochter, die sich freitags nach der Demo von ihm im SUV abholen lassen möchte.
Man muss auf diesen ganzen Schwachsinn nicht im Detail eingehen. Persönlich finde ich bereits die Bezeichnung von Greta Thunberg als „kleines Mädchen, welches gegen den Klimawandel demonstriert“ völlig daneben. So was bringt mich auf die Palme, ganz ehrlich.
Wenn ich zurückdenke in die Zeit, als ich selber 16 Jahre alt war: Gefühlt wie ein kleiner Junge habe ich mich nicht. Mein Selbstbild war ein anderes, auch wurde ich von meiner Umwelt entsprechend wahrgenommen. Es fehlen einem nur noch zwei Jahre bis zur Volljährigkeit, ein gewisse Reife sollte sich daher bereits abzeichnen. Tut sie auch.
Thunberg in die Schublade „kleines Mädchen“ zu stecken, ist aus meiner Sicht daher der erste Schritt, ihr Anliegen zu diskreditieren. Wer klein ist, den muss und will man eben nicht ernst nehmen.
Angst vor Thunberg
Nervlich so wie emotional ist es eine ziemliche Zumutung, sich durch Hunderte von Facebook-Kommentare zu Thunberg zu arbeiten. Hinterher habe zumindest ich das Gefühl, dringend das Gefühl, so lange um den Block zu laufen, bis ich völlig außer Atem bin und an nichts anderes mehr denken kann. Wütend, mich macht die ganze Art sehr wütend.
Für mich steht außer Frage, dass Greta Thunberg genau das richtig tut. Es ist einfach fantastisch, wie sie es geschafft, so ein großes Echo zu erzeugen. Leider ist es aber so, dass in vielen Köpfen von älteren Menschen ein Echo deshalb entsteht, weil es innen drin ganz hohl ist.
Die abwertenden Kommentare zeigen mir Menschen, die sich persönlich angegriffen fühlen. Dabei geht es in erster Linie nicht um die Klimaaktivistin, sondern um einen selber. Man bekommt den Spiegel vorgehalten, das eigene, jahrelange Fehlverhalten wird hinterfragt. Das ist unbequem und tut weg. Es entsteht ein Beißreflex, verbunden mit dem Leugnen der Tatsachen.
Der Klimawandel ist Realität, jemand der darauf so deutlich aufmacht wie die junge Frau aus Schweden, streut Salz in die Wunden aller, die bisher an ihrer Bequemlichkeit und ihrem Lebensstil festgehalten haben. Zu dieser Kategorie offensichtlich unbelehrbaren Menschen gehört auch der US-Präsident Donald Trump.