Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Kunst, Wissen zu vermitteln — auf so einfache Weise ließe sich der Begriff Didaktik übersetzen. Es sei denn, man fragt einen Deutschen.

Pickel zum Frühstück

Die digitale Ausgabe der Süddeutschen Zeitung gibt es bereits am Abend zuvor. Das ist auf der einen Seite ziemlich praktisch, kann aber auch der anderen Seite zu einem Fluch werden. An manchen Tagen führt es nämlich dazu, dass ich abends bereits die interessanten Artikel alle gelesen habe. An nächsten Morgen fehlt mir dann beim Frühstück die Lektüre.

An diesem Montag hatte ich noch „Bei aller Liebe“, den Artikel zur Kandidaten-Tour bei der SPD. Wie vielleicht bekannt ist, touren zur Zeit Duos durch die Republik, um sich als Tandem-Team für den SPD-Vorsitz in Stellung zu bringen. Einer, der es auf seine alten tagen noch mal wissen will, ist Olaf Scholz. Laut SZ gilt er als einer der aussichtsreichsten Kandidaten, obwohl er in 15 Jahren in führenden Funktion für die SPD mit an deren Misere Schuld ist. Aber gut, das regt mich nur am Rande auf. Im Prinzip ist es eigentlich egal, wer die alte Tante SPD noch mal etwas schminkt, bevor sie endgültig zu Grabe getragen wird.

Wie dem auch sei, als ich mit dem Artikel (nicht mit der SPD) fertig war, hatte ich meinen Tee noch nicht auf. Ist ja auch jedes Mal ein halber Liter und der muss in der Schale auch etwas abkühlen.

Funkenschlag der Didaktik

Funkenschlag der Didaktik

Stand der Didaktik

Damit kommen wir dann langsam zum eigentlichen Thema, der Didaktik. Dass ich mich mit dem Thema quasi im Rahmen meines Studiums auseinandergesetzt habe, könnte ich hier ganz nebenbei erwähnen. Aber ohne spezielle Kenntnisse der Materie dürfte auch anderen Menschen etwas auffallen.

Für uns Brettspieler ist, nein sollte die Didaktik eigentlich einen besonderen Stellenwert haben. Vor allem dann, wenn ein neues Spiel vor der ersten gemeinsamen Partei erklärt wird. Eine denkbar schlechte Idee ist es, abends gemeinsam mit den Gästen zum ersten Mal in die Spielanleitung reinzuschauen. Das geht in den seltensten Fällen gut.

Zurück zum Frühstückstisch und der Frage, was mein Tee mit Didaktik zu tun hat. Wie gesagt, ich hatte ihn noch nicht auf und wechselte daher von der Zeitung zu Youtube — auch ein Vorteil, wenn man die SZ digital hat.

Dort hatte ich noch ein Video für später gespeichert, welches sich mit der Neuauflage von Funkenschlag auseinandersetzt. Dieses Jahr wurde von dem Spiel eine sogenannte „Recharged Version“ veröffentlicht. Von der vorherigen Auflage besitze ich fast alle Erweiterungen und Pläne, daher interessiert mich ein direkter Vergleich zur Neuauflage brennend.

Handeln statt beschreiben

Vielleicht habe ich ja auch nur die falsche Dauerwerbesendung erwischt. Oder ich bin als Brettspielrezensenent noch immer etwas angefressen, dass man mir vor Monaten nur ein PDF der neuen Anleitung geschickt hat. Wirklich beeinflusst das meine Meinung zum Thema Didaktik jedoch nicht. Ich hasse es einfach, wenn man typisch deutsch lang und breit beschreibt, was man im Folgenden zu tun gedenkt. Weitschweifigkeit statt auf den Punkt bringen. Für mich ist das eine große Schwäche vieler deutscher Brettspiel-Youtuber.

Ganz ehrlich, ich frage mich, wer etwa über Stunden Zeit hat, anderen dabei zuzusehen, wie sie die Neuerscheinung zur Spielmesse in Essen von BoardgameGeek ablesen. Oder aber, wie darüber berichtet wird, was man Wochen zu vor alles gespielt hat — ohne ins Detail zu gehen oder tatsächlich kenntnisreich von den Spielen berichten zu können. Manche Videos haben den Charme gebrauchter Socken nach einem langen Sommertag in Turnschuhen.

Ganz anders steht es englischen Sprachraum um die Videos. Und ja, genau das ist auch eine Frage der Didaktik, die dort kulturell einen ganz anderen Stellenwert als bei uns hat. Ob es die Videos beeinflusst? Mir jedenfalls gefällt etwa ein Tom Vasel, der innerhalb von 15 Minuten ein Spiel knackig auf den Punkt rezensieren kann, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Gleichzeitig aber nichts vergisst, was wichtig ist, um sich selber ein Bild vom Spiel machen zu können.

Funken springt nicht über

Deutsche Didaktik liegt vor, wenn der Funke nicht überspringt. Das ist jetzt sehr böse daher gesagt, aber das Video zu Funkenschlag heute Morgen war ein ziemlich schlechter Start für mich in den Tag. Ohne Vorspielen unerträglich und im Ergebnis weiß ich noch immer nicht, was genau die Unterschiede sind, die die Recharged Version ausmachen. Vor allem, ob es sich dafür lohnt, das Spiel noch mal neu zu kaufen.

Kann man so was in einem Video besser machen? Ganz bestimmt. Ich erwarte auch etwa, dass man vor so einem Video sowohl die alte als auch neue Version wirklich spielt, um Vergleiche seriös ziehen zu können. Der Youtuber eines anderen Videos hat das etwa nicht zustande gebracht. Wobei mir da auffällt, dass er sich wirklich verdammt viel Mühe gegeben hat, um beide Version direkt zu vergleichen. Etwa in dem alte und neue Kraftwerkskarten gegenüber gestellt werden. Nur muss man dann halt nicht Karte für Karte durchgehen. Auf den Punkt bringen, das wäre es mal.
Vielleicht erwarte ich zu viel, vor allem zum Frühstück. Das aber soll die wichtigste Mahlzeit des Tages sein. Wenn da was nicht stimmt, sitzt man hinterher mies gelaunt am Schreibtisch und schreibt einen entsprechenden Blogartikel.

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