Eine Zusammenarbeit von SPD und AfD ist seit dieser Woche zumindest auf kommunaler Ebene kein Tabu mehr. Die Meldung aus Sassnitz ist ein Schock.
Drüben ist anders
Manchmal möchte man noch vor 11 Uhr den Tag wieder zurückgeben. Mir ging es heute so und es wird etwas dauern, bis sich dieses dringende Bedürfnis wieder legt. Für meinen Wunsch gibt es zum Teil berufliche, aber vor allem politische Gründe. Gut, ich wusste schon länger, dass der Osten unseres Landes etwas speziell ist. Es gibt Gründe, warum dort die AfD einen Erfolg nach dem anderen feiert. Klar hat das vor allem mit strukturellen Problemen vor Ort zu tun. Unerfüllte Versprechen, Frustration und all solche Sachen.
Nur das es unter zivilisierten Menschen eigentlich nicht üblich ist, aus lauter Frust anderen in die Fresse zu hauen. Keinesfalls möchte ich Menschen pauschal in eine Schublade stecken. Wobei es auch eine Sorte unverbesserlicher gibt, bei denen mich der dringende Wunsch befällt, genau das zu tun. Vor allem, danach den Schlüssel für die Schublade wegzuwerfen und Schrank — aber lassen wir das.
Auf der Ostseeinsel Rügen liegt die Ortschaft Sassnitz. Schweden ist nur 100 Kilometer Luftlinie entfernt, genau so wie die dänische Insel Bornholm. Das zusammen mit der frischen Seeluft sollte den Kopf frei machen, um klar denken zu können. Wobei, auch das ist von Interpretationen abhängig.
Tabubruch Zusammenarbeit
Eine Zusammenarbeit von demokratischen Parteien mit der AfD ist meiner Meinung nach ein Tabubruch. Der CDU, insbesondere der im Osten, würde ich dennoch so etwas zutrauen. Schließlich gab es bereits Anbiederung, die die Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer zu ersticken versuchte.
Aber eine Zusammenarbeit zwischen der SPD und der AfD hätte ich nicht für möglich gehalten. Meinem Verständnis nach, selbst als ehemalige Genosse, steht die SPD für genau Werte ein, welche die AfD wollüstig mit Füßen tritt. Auch im geschichtlichen Rückblick ist eine Zusammenarbeit zwischen den beiden nicht nur an sich undenkbar, sondern absolut geschmacklos. Sie lässt sich in keinster Weise rechtfertigen.
Laut eines Berichtes des NDR arbeiten in der Stadtvertretung von Sassnitz SPD und AfD zusammen. Es wurden Anträge gemeinsam gestellt und die dortigen SPD-Vertreter scheinen von der Zusammenarbeit zu profitieren — Sie beschert ihnen trotz eines mageren Wahlergebnisses einen Ausschussvorsitz. Gerechtfertigt wird das alles mit dem Hinweis, man könne eben mit sachorientierten Menschen sprechen. Und anscheinend auch kooperieren. Angesichts des nun aufkommenden bundesweiten Protestes auch aus der eigenen Partei zeigt man sich in Sassnitz bei der SPD überrascht.
Ehrlich, wie blöd oder gewissenlos muss man eigentlich sein, um in einer Kooperation mit der AfD keine Gefahr zu sehen? Man macht die Partei nur weiter salonfähig und sägt am eigenen Ast. Ob man immer mit allen Menschen reden sollte, sei mal dahin gestellt. Zu weit geht es auf jeden Fall, mit Feinden der Demokratie zusammen zu arbeiten.