Ein flexibler Vegetarier wird abgekürzt als Flexitarier bezeichnet. Das Ganze klingt dabei eher nach einem faulen Kompromiss.
Zeit ohne Fleisch
Vor sehr langer Zeit gab es mal eine Phase, in der ich mich vegetarisch ernährt habe. Nun gut, vielleicht ist „Phase“ die falsche Bezeichnung. Damals trug ich die Überzeugung mit mir herum, das Richtige zu tun. Einfach wurde es einem Anfang der 1990er Jahre nicht gemacht. Die Speisekarten in den allermeisten Restaurants sahen „vegetarisch“ nicht vor. Im besten Fall bekam man zerkochtes „Leipziger Allerlei“ aus der Dose. Auch zu Hause hatte ich keinen leichten Stand als Vegetarier, denn es wurde kategorisch abgelehnt, extra für mich zu kochen. Das kann man sehen, wie man will, für mich wurde daraus aber ein unschlagbarer Vorteil für den Rest meines Lebens. Ich lernte nämlich, selber zu kochen. Autodidaktisch und mit einigen Rückschlagen, aber es gewährte mir völlige Unabhängigkeit.
Schweifen wir aber nicht ab. So ganz genau bekomme ich es nicht mehr auf die Reihe, ob mir die Tiere besonders leidtaten oder ob es um einen rein gesundheitlichen Aspekt bei der Ernährung ging. Im Freundeskreis experimentieren wir auf jeden Fall auch noch mit anderen Ernährungsformen. Uns war auch allen klar, welche soziale Komponente in Essen steckt. Ihr Ende fand meine vegetarische Ernährung im Studium, als sich eine Zwiebelpizza als Thunfischpizza entpuppte. Ekelig fand ich Fisch, Fleisch und Geflügel nie.
Neustart als Vegetarier?
Ob ich einen kompletten Neustart als Vegetarier oder gar Veganer angehen werde, ist eher zweifelhaft. Allerdings gibt es bei meiner Frau und mir Tendenzen zum Flexitarier. Wir sind aktuell dabei, unseren Fleischkonsum deutlich spürbar einzuschränken. So kommt etwa Wurst-Aufschnitt nicht mehr auf den Tisch. Das hat Gründe. Primär geht es mir weniger um das Tierwohl, auch wenn das nachgeordnet auch eine Rolle spielt. Entscheidend ist Herkunft, Qualität und Zutaten, die ich eigentlich lieber nicht mehr essen möchte.
Das ganz begann vor unserem Urlaub auf Föhr mit ziemlich interessanten Dokumentationen etwa über Döner oder Wurstherstellung. Auch Ende August hatten wir einiges gesehen, was einem gehörig den Appetit auf Fleisch verderben kann. Etwa zum Thema Schnitzel oder was es mit Flüssigwürze auf sich hat. Auf Föhr selber haben wir zudem verdammt gut gegessen. Unter anderem einen Hamburger auf der Hinrichsen’s Familienfarm. Fleisch aus artgerechte Haltung und dazu noch Bio. Es hat verdammt gut geschmeckt.
Ja, der Burger war nicht günstig — allerdings auch nicht maßlos teuer. Der springende Punkt dabei ist: gutes Fleisch aus artgerechter Haltung hat seinen Preis. Für schmeckt es aber auch so, wie es schmecken sollte.
Umsonst gestorben
Bei billigem Fleisch aus dem Supermarkt stimmt etwas grundsätzlich nicht. Aufzucht, Haltung, Futter — all das hat seinen Preis und schlägt sich genau so wie die Schlachtung auf den Geschmack nieder. Und ja, selbst das glücklichste Schwein ergibt wässeriges Fleisch, wenn es bei der Schlachtung Stress ausgesetzt ist.
Schockierenderweise bedeutet auch eine Bio-Haltung nicht automatisch, dass es den Tieren gut geht. Dazu kann ich nur die Sendung markt mit „Die Tricks mit Bio und Öko“ empfehlen. Da wird man möglicherweise ganz automatisch zum Vegetarier.
Bei uns gibt es nur noch wenig Fleisch, dort gekauft, wo ich mir sicher sein kann, dass die Bedingungen stimmen.