Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ursprünglich wollte Stephan keinen Streit anfangen. Die gegenseitige Auszeit von seinem Vater und seiner Mutter erschien im als günstig Gelegenheit, sie allein anzusprechen. Stephan interessierte ihre Sichtweise seiner Erziehung und die Gewalt, die er durch seinen Vater erfahren hatte. Vor genau auf den Tag acht Jahren war das, Stephan erinnerte sich noch so, als sei es gestern gewesen. Wieder fröstelte es ihn, obwohl damals wie heute die Temperaturen sehr sommerlich waren.

Versuch einer Aussprache — Mutter

Schweigeknoten

Mutter und Sohn saßen an einem Samstagnachmittag auf der Terrasse. Ein Erdbeerkuchen stand auf dem Tisch, ein Topf mit Sahne daneben. Dazu in der Mikrowelle aufgewärmter Kaffee vom Vormittag. Stephan ließ beides unberührt und konzentrierte sich auf seine Frage. Seine Mutter kam ihm jedoch zuvor.

„Wenn es nach meiner Mutter gegangen wäre, hätte ich dich damals abreiben lassen sollen.„

Dieser Satz schnitt wie ein scharfes Messer tief in Stephans Haut. Sein Mund wurde ganz trocken, er musste mehrmals schlucken. Nur zu gut wusste er, wie sehr seine Schwester Wunschkind gewesen war. Für ihn galt ganz offensichtlich das ungeplante. Mit anderen Worten, er war ein Unfall, auf den man gerne verzichtet hätte.

Die angebliche Liebe seiner Mutter zu ihrem Sohn nahm er ihr nicht ab. Ihre Taten, beziehungsweise das, was sie nicht getan hatte, sprachen eine andere Sprache. Ihren Mann hat sie zu keinem Zeitpunkt Einhalt geboten. Vielmehr war es genau jene Großmutter mit der Abtreibungsempfehlung, die das schlimmste verhindert hatte.

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