Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Kaufen von Büchern deutlich einfacher als der umgedrehte Weg. Insbesondere in Städten wie Köln wir es zum Drama, Bücher loszuwerden.

Auf der Mauer, auf der Lauer

Zum ersten Mal bewusst begegnet bin ich dem Phänomen in Köln. Ausgesetzte Bücher auf Fensterbänken und anderswo, die auf einen neuen Besitzer lauerten. Als meine Frau und ich noch im Agnesviertel wohnten, haben wir sogar noch einige dieser Bücher adoptiert. Absolutes Highlight darunter war „Grenzgang“ von Stephan Thome.

Eigentlich begingen wir damit aber schon längst einen großen Fehler. Weiter Bücher in unsere Wohnung aufzunehmen, obwohl sie zum Teil bereits in zweiter und dritter Reihe im Regal standen. Man muss sich dazu allein meinen persönlichen Bestand anschauen. Seit 43 Jahre lese ich Bücher. Einige davon lieh ich mir lediglich aus, andere bekam ich geschenkt. Mit zunehmenden Alter kaufte ich mir die Bücher überwiegend selber. Bisher habe ich mich, abgesehen von überholten Fachbüchern wie „PowerPoint 98“ oder „Flash 4.0“ von keinem Buch getrennt.

Aber zurück zu den Fensterbänken. Anfangs hat es mich gefreut, kam ich doch so an zusätzliche neue Bücher. Dann huschte lediglich ein Lächeln über mein Gesicht, wenn ich ausgesetzte Bücher sah. Schließlich, bereits angekommen in Nippes, fing mich die Art der Entrümpelung mit Schildern wie „zu verschenken“ an zu stören.

 

Bücher fürs Altpapier

Bücher fürs Altpapier

Überfluss bei Büchern

Jetzt bin ich selber in der Situation, mich von Büchern zu trennen. Es sind einfach zu viele, etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Wenn man ehrlich sind, dienen die meisten Romane dabei redlich als intellektuelle Tapete. Zum angeben und zeigen, was man alles bereits gelesen hat. Denn meistens, Hand aufs Herz, lesen wir Bücher nur ein einziges Mal.

Jetzt hatte ich angenommen, meine alte Lektüre würde mit offenen Armen aufgenommen werden. Das Gegenteil ist der Fall. Bei den öffentlichen Bücherschränken wird darauf hingewiesen, dass man gerne ein, zwei Bücher reinstellen dürfe. Aber um Gottes Willen nicht kistenweise. Einrichtungen wie die die Bücherbörse Köln winken ab, da sie überflutet wurden.

Aus der StadtRevue habe ich mir dann eine Anzeige rausgesucht von jemanden, der Bücher annimmt. Vor drei Tagen schrieb ich ihn per E-Mail an, bisher gab es keine Rückmeldung. Wohlgemerkt, ich will den alten Lesestoff verschenken, nicht dadurch reich werden.
An die Straße mit einem Schild „zu verschenken“ möchte ich sie nicht stellen, das führt letztendlich nur dazu, dass beim Regen alles durchnässt wird oder vorher schon herumfliegt.

Mir bleibt schweren Herzens dann nur ein Weg. Stück für Stück tritt jedes Buch seine letzte Reise ins Altpapier an.

2 Kommentare

  1. Verstehe ehrlich gesagt dein Problem nicht. Bevor du die Bücher in den Papiermüll wirfst, kannst du sie auch fürs Porto bei Booklooker einstellen oder die Bücher bei Bookcrossing (https://www.bookcrossing.com/) freilassen. Bei Bookcrossing entlässt mensch die Bücher in Bahnhöfen, Zügen, Bushaltestellen, Cafes und es macht Spaß. Es ist sicher ein enig Arbeit, aber Bücher gehören nicht in den Papiermüll, es sei denn, es sind nicht mehr aktuelle Fachbücher …

    1. Bei mindestens 300 Bücher, die ausziehen müssen, ist es nicht nur erhebliche Arbeit, sondern extrem viel Zeit. Daher kommt so was wie Bookcrossing nicht in Frage.

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