Wenn die Bundeskanzlerin im Sommer zittert, liegt es nicht an den Außentemperaturen. Ein dritter öffentlicher Zitteranfall von Angela Merkel wird zur Staatskrise.
Hundestrand für Politiker
Meine langjährigen Schwierigkeiten mit Angela Merkel als Politikern sind kein Geheimnis. Selbst die Entdeckung von Neuland wie etwa Podcasts der Bundeskanzlerin habe ich mit Spot begleitet. In meinem Ansehen stieg sie aber spätestens mit dem legendären Anspruch „Wir schaffen das“, als es um die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland ging. Eine Position, die sie trotz Gegenwind vertrat.
Man kann Angela Merkel mit Sicherheit einiges vorwerfen. Es gehört wohl auch zum Geschäft einer Politikerin, Fehler zu manchen — wie jeder andere Mensch auch. Die wahre Größe der derzeitigen Bundeskanzlerin liegt jedoch darin, auf Inszenierungen ihrer eigene Person zu verzichten. Darauf verstand sich zum Beispiel ihr Vorgänger im Amt, Gerhard Schröder, vortrefflich. Angela Merkel hat etwas zutiefst preußisches, im positiven Sinne. Mir scheint es, als habe sie den Anspruch von Friedrich II., der Herrscher sei der erste Diener des Staates, absolut verinnerlicht.
Mir ist kaum ein Politiker bekannt, der so wenig auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Sicher, sie verteidigt ihre Macht nasch außen und innen. Aber sie hat auch anders als ihr geistiger Ziehvater Helmut Kohl für sich erkannt, wann es Zeit ist, vom Amt Abschied zunehmen.
Zitter der Bundeskanzlerin
Zurück aber zum einleitend erwähnten Zittern der Bundeskanzlerin. Diese Woche hatte die Bundeskanzlerin eine öffentlichen Auftritt, bei dem zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen ein Zitteranfall deutlich zu erkennen war. Sie empfing am Mittwoch den neuen Regierungschef aus Finnland, Antti Rinne. Die deutsche Nationalhymne wurde gespielt und Angela Merkel begann zu zittern. Möglicherweise ein Anfall, der an Intensität zunahm.
Auf dieses Zittern angesprochen antwortetet die Bundeskanzlerin, es gehe ihr gut. Man muss sich Sorgen um Frau Merkel machen? Ist das Zittern ein Anzeichen von Schwäche, eine Erkrankung?
Meiner persönlichen Meinung nach sind Spekulationen über den Gesundheitszustand der Bundeskanzlerin anhand von Videomaterial höchst unseriös. Es entstehe auch keine Staatskrise, wenn Angela Merkel etwas unpässlich ist. Selbst bei einer ernsthaften Erkrankung ist unserer Demokratie nicht gefährdet.
Natürlich ist ein öffentliches Interesse am Gesundheitszustand von Frau Merkel nachvollziehbar. Auf der anderen Seite ist es aber ihre persönliche Entscheidung, wann und ob sie damit an die Öffentlichkeit geht.
Ich für meinen Teil glaube ihr, dass es ihr gut gehe. Genauso glaube ich ihr, wenn sie sagt, ihre Leistungsfähigkeit sein nicht beeinträchtigt. Für mich ist damit da Thema Zittern auch erledigt — bis Angela Merkel sich dazu selber erklärend äußert.