Die indische Stadt Chennai steuert auf eine Katastrophe zu. Wasser wird extrem knapp, es gab bereits erste Tote im Verteilungskampf.
Eine längere Antwort
Nach dem ich gestern den Artikel in der Süddeutschen Zeitung zu Chennai gelesen hatte, erhielt ich wenige Stunden später ein Kommentar zu meinem Artikel „Wasser als Allgemeingut“. Mir schrieb die Prokuristin und Gesellschafterin von König-Otto-Sprudel.
Zunächst wollte ich lediglich ihren Kommentar beantworten, daraus wurde dann aber ein längerer Text. Daher stelle ich da Ganze jetzt in Form eines Artikels hier online. Ich denke, es ist auch im Sinne der Leserinnen und Leser, wenn ich die kleine Sammlung von Quellen zur Verfügung stelle.
Meine ausführliche Antwort
Sehr geehrte Frau Büttner,
zunächst einmal herzlich willkommen auf meiner Website. Ja, das WWW ist manchmal schon sehr interessant und spült uns interessante Dinge an
Nun aber zur Ihrem Kommentar. Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass der Verlust von Arbeitsplätzen ein Totschlagargument ist. Würde wir immer danach Handel, hätte der Ausstieg aus der Atomenergie und der Steinkohle nie eine Chance gehabt. Bei Letzterem war ich im Übrigen als ehemaliger Beschäftigter der RAG ziemlich nah dran.
Zum Thema Nestlé muss man ja eigentlich nicht mehr viel sagen. Da nützt das Whitewashing des Konzerns auch wenig. Selbst das jeglicher linkspopulistischer Tendenzen unverdächtige Handelsblatt hat dazu Anfang diesen Monats einen Artikel dazu gebracht: „Warum Nestlé so unbeliebt ist“
Der Kern Ihres Kommentars betrifft jedoch Mineralwasser auf der einen und Trink- (beziehungsweise Leitungs-) Wasser auf der anderen Seite.
Beschäftigung mit dem Thema Wasser
Gerade diese Tage gingen wieder Meldungen durch die Presse, wo vor hoher Keimbelastung bei einigen Mineralwassersorten gewarnt wurde. Zum gibt es eine ganze Reihe von Artikeln, die sich mit den Unterschieden im Detail beschäftigen, hier eine kleine Auswahl:
- Leitungswasser ist meist besser als Mineralwasser
- Stiftung Warentest rät zu Leitungs- statt Mineralwasser
- Das profitable Geschäft mit dem Wasser
Ich stimme Ihnen zu, dass man nicht pauschalisieren sollen. Nicht immer ist Leitungswasser eine gute Wahl. Es kommt nicht nur auf die Region an, sondern auch auf die Anschlüsse im Haus. Selbst bestes Wasser wird durch alte Rohre ruiniert.
Vor längerer Zeit habe ich mir hier im Blog bereits Gedanken zum Thema gemacht: Die Mineralienlüge
Für mich persönlich ist es sehr aufschlussreich, dass mein lokaler Wasserversorger hier in Köln, Rheinenergie, jährlich eine detaillierte Trinkwasseranalyse veröffentlich: Trinkwasseranalyse 2019
Eine von 2011 wäre mir als Verbraucher deutlich zu alt. Insbesondere reicht es mir nicht, wenn Hersteller lediglich einen Auszug der Analyse veröffentlichen.
Wertschätzung und Verteilungskampf
Einige sind wir uns beide wohl in dem Punkt, dass die Wertschätzung des Wassers nach wie vor gering ist — ganz unabhängig davon, ob es aus der Leitung oder aus der Flasche kommt. Geradezu pervers erscheint es mir, wenn in dieser sehr heißen Woche draußen der Rasen von Nachbarn mit Wasser versorgt wird, während in der indischen Stadt Chennai eine extreme Wasserknappheit herrscht.
Wie es in dem Artikel in der Süddeutschen Zeitung heißt, hat es bereits erste Tote gegeben. Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Wir sollten uns aber vor Augen führen, welches kostbare Gut wir etwas zum Spülen unsere Toilette verwenden. Auch duschen wir täglich mit Trinkwasser. Es ist Teil unserer Grundversorgung und genau so selbstverständlich gehen wir leider damit um.