Horst Seehofer in seine Funktion als Bundesinnenminister lässt für die Tätigkeit in einem Ehrenamt seinen Dank ausrichten. Die Stadt Köln legt noch was drauf.
Wahlkater mit Erfrischungsgeld
Die Europawahl ist vorbei, auch wenn die SPD noch mit den Folgen kämpft. Der Rest von uns geht seinem üblichen Tagesgeschäften nach. Meinen Einsatz als Wahlvorsteher bei der Europawahl in einem der Wahlbezirke hier in Köln habe ich längst hinter mir liegen gelassen. Selbst das diesmal großzügige Erfrischungsgeld ist verprasst. Beziehungsweise in meinem Fall, in neue Brettspiele angelegt.
Unlängst trudele jedoch ein Brief der Stadt Köln ein, um mich an meine Tätigkeit zu erinnern. Genauer gesagt, um sich für meinen Einsatz zu bedanken. Der Stadtwahlleiter Dr. Stephan Keller schreibe mir, ich habe mich „in den Dienst der Allgemeinheit und Demokratie gestellt.“ Wow, das hört sich großartig an. Dabei waren es weniger als acht Stunden Zeit, die ich zur Verfügung stand.
Weiter heißt es, der Einsatz für das demokratische Gemeinwesen sei nicht selbstverständlich. Den Satz kann man wohl über das Ehrenamt als Wahlvorsteher hinaus unterstreichen. Meiner Meinung nach steht und fällt eine Demokratie mit dem eigenen Einsatz für sie. Es ist keine abstrakte Konstruktion, sondern muss von den Bürgerinnen und Bürger eines Landes mit Leben gefüllt und auch verteidigt werden.
Motivierung fürs Ehrenamt
Zurück aber zum Brief. Es bedankt sich nur der Stadtwahlleiter bei mir, nein es wurde sogar noch eine Wahlurkunde beigelegt. Man kann sich das in etwas vorstellen wie die Teilnehmerurkunde bei den Bundesjugendspielen. Nur das man dafür keiner albern sportlichen Betätigung nachgehen musste, sondern lediglich ein Ehrenamt bekleiden. Selbst das dann nur für ein paar Stunden. Unterschrieben hat die Urkunde der Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat — also Horst Seehofer.
Toll, wenn man mal Post von ihm bekommt. Gut, das war jetzt ironisch gemeint. Aber irgendeiner muss ja unterschreiben, wenn man für das Ehrenamt so eine Urkunde verschickt. Die hatte ich schon fast wieder vergessen, weil auf meiner Ablage anderes darüber gestapelt wurde. Heute beim aufräumen fiel mir sie wieder in die Hände. Gerade, als ich den leeren Umschlag zerreißen und ins Altpapier geben wollte, bemerkte ich einen weiteren Inhalt. Die Stadt Köln hat ein Putztuch beigelegt „Ein Tusch für Sie!“ Dabei sind TU und CH farblich hervorgehoben. Manche finde das originell. Ich mache mir jedoch Gedanke, was die Stadt damit zum Ausdruck bringen will, wenn sie Wahlhelfern ein Tuch schenkt. Für den besseren Durchblick, wenn man eine Brille trägt? Oder zum trocknen der Tränen? Ja, es ist eine nette Geste. Aber man wird ja wohl noch fragen dürfen.