Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Spielentwickler füllen bei dürftiger Story Inhalte gerne mit Sidequests auf. Was am Anfang noch eine Bereicherung ist, nervt bei längerer Spieldauer.

Unterwegs in Andromeda

Die ersten Spielstunden bei Mass Effect: Andromeda haben mich in jedem Fall positiv überrascht. Während die Trilogie noch für die Vorgängerkonsole entwickelt worden war, glänzt Andromeda streckenweise mit der Performance der Xbox one. Die Möglichkeiten der Charakterentwicklung sind vielfältig, es gibt eine Menge zu entdecken und zu entwickeln. Auch die Planeten sind nicht mehr so öde wie früher. Und ja, der Nomad taugt endlich was.

Mittlerweile habe ich aber über 54 Stunden Spielzeit hinter mir, aber lediglich 52 Prozent des Spiels geschafft. Zum Vergleich: Die Vorgänge waren mit allem Drum und Dran nach 30 Stunden Spielzeit zu ende. Besonders Teil drei fand ich extrem gut auf den Punkt gebracht. Man wird förmlich durch die Handlung gekämmter, Action ohne Längen.

Genau das Gegenteil ist jetzt mir in Andromeda passiert. Die Anzahl der Sidequests steigt kontinuierlich. Hat man eine erledigt, findet man zwei neue. So eine Art Hydra. Am Anfang macht so was noch Spaß, weil es zum aufleveln des Charakters praktisch ist. Mittlerweile verliert man sich jedoch darin, bekommt einen Teil der Handlung nicht mehr richtig mit, weil man den Faden längst verloren hat.

Sidequests in ihrer natürlichen Umgebung

Sidequests in ihrer natürlichen Umgebung

Unangemessene Sidequests

An den Sidequests bei Andromeda stört besonders, dass sie quer zur Entwicklung der Figur verlaufen. Man übernimmt die Rolle des verstorbenen Vaters als Pathfinder, kämpft mit Schwierigkeiten und Widerständen, erntet Anerkennung. Und dann muss man selbst noch die Arbeit eines Laufburschen erledigen. Das fühlt sich nicht heldenhaft an, sondern unangemessen.

Hinsichtlich der Sidequests ist Andromeda aber kein Ausnahmespiel, denn mir ist dieses Phänomen schon bei anderen Rollenspielen begegnet. So habe ich bei Elder Scrolls Online vor langer Zeit das Handtuch geworfen, ohne die Hauptstory jemals beendet zu haben.
Bei Open World Spielen ist es ähnlich, es gibt zahlreich Nebenschauplätze oder „freies spielen“. Sogar im Bereich der Brettspiele gibt es Sidquests, etwa bei Gloomhaven.

Vergangene Tage habe ich den Trailer zum neuen „Call of Duty“ gesehen. Ein Shooter, natürlich. Was mir bei vielen der älteren Teile enorm gefallen hat: Die Art und Weise, wie die Handlung vorangetrieben wird. Gut, die Kampagnen kommen vielleicht nur auf rund 10 Spielstunden. Aber die sind ziemlich intensiv. Würde man hier mit Sidquest arbeiten, wäre die gesamte Story verwässert.

Ganz abgesehen davon sind solche Nebenaufträge in egal welchem Spiel merkwürdige Fremdkörper. Bei Pen & Paper Rollenspielen kann ich mich nicht an irgendwelche Aufträge abseits des aktuellen Abenteuers erinnern.

Eine Antwort

  1. Ich kann zwar jetzt nicht bei den moderneren Spielen mitreden, ich bin bei Kotor und JadeEmpire von Bioware hängengeblieben. Aber hier finde ich die Sidequests alle ganz lustig, weil man dadurch mehr Gelegenheit erhält, die wirklich schönen Welten etwas länger zu genießen.

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