Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die nächsten Verteilungskämpfe werden nicht um Öl, sondern um Wasser geführt werden. Anders als Öl ist es zum Überleben unabdingbar.

Kein Blut für Öl

Ziemlich gut kann ich mich noch an die Zeit des Zweiten Golfkriegs / Ersten Irakkriegs erinnern. Als der Irak im August 1990 in Kuwait einmarschierte, wusste ich wie viel anderen noch nicht, welche Folgen das haben würde. Im Januar des Folgejahres führte es zu militärischen Intervention unter der Federführung der USA.

Mir machte der Krieg erheblich Angst. Wie nicht wenige andere Menschen in Deutschland ging ich demonstrieren. Einer der Slogans war „Kein Blut für Öl“. Aus der Zeit habe ich noch ein Plakat, welches einen jungen Soldaten mit dem Zitat „Ich sterbe gern für billiges Öl“ zeigt.

Wir, die wir demonstrierten, waren uns ziemlich sicher, was der Hauptgrund war. Es ging nicht um Menschenrechte und Demokratie, sondern um Öl — der Lebenssaft vieler Industrienationen.

Es war weder der erste Konflikt um Rohstoffe in der Geschichte noch würde es der letzte sein. So viel wussten wir auch zu der Zeit. Vermutlich keiner von uns ahnte jedoch, welche Bedeutung etwas in unseren Augen so simples wie sauberes Wasser eines Tages bekommen würde.

Dürre in Afrika kannten wir aus dem Fernsehen. Aber ein Wassermangel bei uns in Deutschland? Unvorstellbar!

Kostenloses Wasser

Kostenloses Wasser

Klimawandel und Wasser

An diese Stelle sollte man sich die Bilder aus dem letzten Jahr in Erinnerung rufen. Die ausgetrockneten Landstriche in Deutschland und anderswo in Europa. Deutlich und unübersehbare Zeichen eines Klimawandels. Mit dabei: ausgetrocknete Flüsse. Keine Spur mehr vom Wasser, welches sonst durch sie fließt.

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung gibt es im Wirtschaftsteil ein Artikel mit der Überschrift „Wem gehört das Wasser?“. Es geht darum um zwei Kleinstädte im Altmühltal und die Überlassung von Nutzungsrechten für eine Quelle mit Tiefengrundwasser. Die sollen laut Wille einer der beiden Städte an einen privaten Mineralwasser-Konzern gehen.
Wohin so was führen kann, zeigen Beispiel rund um den Globus. Im französischen Vittel pumpt etwa Nestlé den Einwohnern das Trinkwasser ab, um es teuer in Plastikflaschen zu verkaufen. Für die Ortschaft wurde eine Wasserleitung gelegt, die sie aus der Ferne mit wesentlich schlechterem Wasser versorgt.

Genau so ein Szenario hat man wohl auch in Weißenburg, einer Nachbarstadt von Treuchtlingen. Die Treuchtlinger sind es, die ihr Wasser privatisieren wollen. Man hat ihnen ein paar Arbeitsplätze dafür versprochen. Der Vorgang ist insgesamt etwa heikel, da ein Bürgerentscheid nicht notwendig ist. Man deklarierte das Ganze nämlich als nicht weiter genehmigungspflichtigen Probebetrieb.

Recht auf Trinkwasser

Persönlich bin ich ein Anhänger eines im Grundgesetz festgeriebenen Rechtes auf kostenloses, sauberes Trinkwasser. Im Jahr 2010 wurde das als Menschenrecht festgeschrieben. Mit zwei Einschränkungen. Es fehlt das Wort „kostenlos“ und das ganze ist rechtlich nicht bindend und einklagbar. Konzerne wie Nestlé freut so was. Im Übrigen habe diese ein großes Interesse dran, die Privatisierung der Wasserversorgung voranzutreiben. In Deutschland befindet diese sich noch in öffentlicher Hand. Wir sollten uns mit Händen und Füßen wehren, damit das auch weiterhin so bleibt.

4 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Boley,
    das www spült mir Ihren Blogbeitrag zu. Erlauben Sie meine Nachfrage weshalb Sie Ihre geschätzten Leser(Innen) nicht über die Unterschiede von Natürlichem Mineralwasser und Trinkwasser informieren Gerne verweise ich auf die Mineral- und Tafelwasserverordnung § 2 oder http://www.mineralwasser.com. Den über 10.000 Beschäftigten in der Mineralbrunnenindustrie kann das nicht egal sein ebenso den ca 1000 Beschäftigen in Vittel wovon 120 in nächster Zeit ausgestellt werden, Im Übrigen hat der Konzern für Fragen zu seinem Mineralwasserengagement eine Rubrik „frag Nestle“ in der auch diesbezügliche Antworten gegeben werden. Was umsonst an Endverbraucher abgegeben wird wird oft auch als wertlos angesehen meinen Sie nicht ?
    freundliche Grüsse
    ppa.Irene Büttner

  2. hallo Herr Boley,
    vielen Dank für die Zeit die Sie sich für meinen Kommentar genommen haben.
    besonders überraschend Ihr Standpunkt „Arbeitsplätze Torschlagargument“.
    Ehrlich gesagt wäre mir jeder entlassene Arbeitnehmer einer zuviel…
    Auch sollten die vom Gesetzgeber vorgegebenen Unterschiede von Natürlichem Mineralwasser und Trinkwasser nicht nivelliert werden.(MTV vs TrinkwasserVO) Wie oft muss man in den Medien von der Aufforderung lesen Leitungswasser vor dem Verzehr abzukochen z.B.neulich in der Gegend von Deggendorf.Eine ältere Analyse heisst ja nicht dass das Wasser seit dem nicht mehr untersucht wurde sondern dass die Mineralisation konstant geblieben ist. Für Ihren Blog „Mineralienlüge“ lege ich Ihnen die Lektüre der Studie von Professor Marktl aus Wien ans HerzVolltext (PDF)
    https://www.kup.at/kup/pdf/13800.pdf
    Sorry aber in Zeiten vom sogenannten „Verbraucherschutz“ von Ökotest und Stiftung Warentest wäre weniger Information manchmal mehr angebracht weil die Konsumenten nur verunsichert werden.
    viele Grüsse
    Irene Büttner

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