Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im Zeitalter von Onlineshops gehören Retouren zu den vermeintlich negativen Begleiterscheinungen. Sie sollen unwirtschaftlich sein und die Umwelt belasten.

Du wollen neue Hose?

Wenn es eine Sache gibt, die mir in keinster Weise Spaß macht, dann ist es das Kaufen von neuen Klamotten. Insbesondere, wenn ich mich dazu in die Stadt quälen muss, um vor Ort Sachen anzuprobieren. Dabei ist es völlig egal, ob die Stadt Bielefeld oder etwa Köln heißt. Klamotten shoppen macht mir, im Gegensatz zu einer ganzen Reihe anderer Menschen, keinen Spaß.

Es fängt schon mit der Auswahl des richtigen Geschäfts an. Dann kommen Marke, Form, Farbe und was nicht alles. Öffentlich ausziehen wird auch durch so genannten Umkleidekabinen nicht privater. Von daher wäre ich ein idealer Kunde für Onlineshops zum Kauf neuer Kleidung und Schuhe.

Fangen wir mit Letzterem an. Bei Schuhen verstehe ich keinen Spaß. Sie fallen unterschiedlich aus, drücken eventuell an einer Stelle — kurzum, die probiert man am besten vor dem Kauf an. Und auch wenn es keinen Spaß macht, in einem Geschäft vor Ort. Das erste und letzte Mal, als ich mir welche online bestellt hatte, reihten sie sich nicht in das Meer der Retouren ein, sondern ich trug sie tapfer. Gepasst hatten sie, aber sie sahen an meinen Füßen furchtbar raus.
Auch Hose probiere ich lieber in den verhassten Umkleiden an. Dabei bestelle ich ansonsten nicht gerade wenig online.

Keine Chance für Retouren

Keine Chance für Retouren

Kleidung und Retouren

Wie die Süddeutsche Zeitung heute schreibt, ist Kleidung mit einer Rücksendequote von 40 Prozent die Königin bei den Retouren. Dazu muss ich nur einen Blick über die Schulter werfen, denn anders als ich bestellt meine Frau Kleidung online. Gerne auch mal in verschiedenen Größen zum Anprobieren. Was nicht passt, geht wieder zurück. Was soll es auch, kostet ja schließlich nichts.

Genau das ist bei Retouren eigentlich nicht korrekt. Für die Kundin beziehungsweise den Kunden sind die Retouren kostenlos, aber nicht für den Verkäufer. Die Ware Mus zunächst wieder zurückgesendet werden, was keiner der Logistik-Unternehmen ohne Bezahlung erledigt. Danach werden die Retouren geprüft. Was dann passiert, hängt mit dem Zustand der Ware und der Ware selber zusammen. Also, ob sie erneut als Produkte verkauft wird, als B-Ware verramscht oder aber entsorgt werden muss.

An dieser Vorgehensweise werd der Vorschlag der Grünen, zurückgeschickte Neuware künftig nicht mehr zu vernichten, nichts ändern. Überhaupt, die Idee ist nicht ausgereift. Man kann Retouren nicht über einen Kamm scheren. Und zurückgesendete Lebensmittel oder Medikamente sind ehedem heikel.

Selbstregulierung des Marktes

Auch wenn ich sonst extrem skeptisch bin, was die Selbstregulierung von Märkten angeht, im Falle von Retouren glaube ich daran, dass man dort auch ganz ohne zusätzliche Vorschriften auskommt.

Die Onlinehändler arbeiten mit Sicherheit wirtschaftlich. Ihnen ist daher dran gelegen, die Anzahl der Retouren zu reduzieren beziehungsweise die Kosten auf die Kunden umzulegen. Was den Umweltschutz angeht, könnte man tatsächlich eine Arte Gebühr für Retouren andenken. Also etwa 2,50 Euro pro Rücksendung. So was geht natürlich nur, wenn sich Politik und Handel an einen Tisch setzen und gemeinsam überlegen, was am sinnvollsten ist.

Im Übrigen: Wenn ich etwas zurücksende, ist es entweder fehlerhaft, defekt oder es war der falsche Artikel, also ein andere, als ich ursprünglich bestellt hatte. Würden auch solche Retouren kostenpflichtig werden, hätte der Verbraucher das Nachsehen.

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