Heute verkündete Andrea Nahles ihren Rücktritt als Partei- und Fraktionsvorsitzende. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.
Langes Elend
Einer der Slogans der Volksbanken und Raiffeisenbanken lautet „Wir machen den Weg frei“. Genau daran musste ich heute Morgen beim Frühstück denken, als ich die Eilmeldung der Süddeutschen Zeitung las. Andrea Nahles tritt zurück, hieß es. Nicht nur von einem ihrer Ämter, sondern von beiden Spitzenpositionen. Ihre fehle der notwendige Rückhalt, hieß es. Dem muss man erst mal nichts hinzufügen. Die Wahl von Andrea Nagels zur Parteivorsitzenden und der Mehrheitsbeschluss der SPD, eine Große Koalition mit der CDU einzugehen, führten im letzten Frühjahr zu meinem Parteiaustritt.
Das hatte an der Stelle nichts mit Fähnchen im Wind zu tun, sondern mit einer tief verwurzelten Überzeugung. Anders als vielleicht andere Genossen gehörte ich auch nie zu denjenigen, die Andrea Nahles in irgendeiner Form gute Facharbeit bescheinigt habe. Mir war dieser Mensch schon immer suspekt. Das geht zurück auf die Zeit, wo sie Juso-Vorsitzende war und ich sie auf einer Veranstaltung in Nürnberg Anfang der 90er Jahre erlebte.
Im Kreis Weseler aktiver Jusos hofften wir damals, dass sie nie so weit nach oben kommen würde. Leider wurden unsere Hoffnungen enttäuscht. Daher sei mir an diese Stelle Häme ausdrücklich erlaubt. Es heißt, sie hätte den richtigen Zeitpunkt zum Gehen erkannt. Mit Verlaub, das ist Blödsinn. Den richtigen Zeitpunkt hat sie schon lange verstreichen lassen. Zum Wohle der Partei wäre sie erst besser nicht Vorsitzende geworden.
Falscher Zeitpunkt für Andrea Nahles
Selbstverständlich bin ich froh über den Rücktritt von Andrea Nahles. Frei nach dem Motto: „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ Meiner Meinung nach ist es aber vermutlich der falsche Zeitpunkt. Erst den Laden vor die Wand fahren und dann Fahrerflucht begehen.
Sie weiß genau, dass es in kurzer Zeit keinen adäquaten Ersatz geben wird. Zu befürchten ist daher ein weiteres Anhalten des Abwärtstrends der Partei. Damit kann Nahles dann später zurecht behaupten, ohne sie wäre es auch nicht besser geworden. Atschi, Bätschi, das habt ihr nun davon!
Mitleid mit Andrea Nahles ist fehl am Platz. Die Frau hat knallhart und rücksichtslos Karriere gemacht. Wer es anders sieht, sollte doch mal die Personen fragen, die vor einigen Monaten von ihr geschasst wurden. Beim Umgang mit Martin Schulz und Siegmar Gabriel hat sie sich nicht mit Rum bekleckert. Ja, die beiden gehörten nicht zu ihrem engsten Fans. Das ist aber kein Grund, nachzutretend, wenn man die Möglichkeit dazu bekommt.
Wie ich es vor über einem Jahr prophezeit habe, sagte die SPD unter Andrea Nahles und bedingt durch die GroKo deutlich unter 20 Prozent ab. Diesen Absturz hat Nahles zu verantworten, da hilft auch kein davonstehlen übers Wochenende.