Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Trennungsschmerz bei Brettspielen

Insbesondere Vielspieler lieben jedes einzelne ihrer Brettspiele. Gerade deshalb trifft sie der Trennungsschmerz mit besonderer Härte.

Spätfolgen der Sammelleidenschaft

Mir war klar, irgendwann würde der Tag X kommen. Dennoch traf es mich gestern unvorbereitet. Mit einem Buch auf dem Sofa sitzen bekomme ich plötzlich keine Luft mehr. Die Regale rückten näher, lauernd sahen mich die Spiele darin an. Spiel, Spiele, Spiele! Im Wohnzimmer fanden sie auch dort einen Lagerplatz, wo eigentlich keine Spiele hingehören.

Mit anderen Worten, der eigentlich schönste Raum der Wohnung hatte sich über Nacht in eine Rumpelkammer verwandelt. Wobei das mit „über Nacht“ so nicht stimmt. Der Zuwachs bei Brettspielen ist ein schleichender Prozess. Genau gesagt ist etwas, was sich seit 30 Jahren kontinuierlich entwickelt hat. So lange sammle ich nämlich schon Brettspiel.

In der Wortwahl steckt schon ein Teil des Problems, denn „sammeln“ bedeutet genau das. Mit Briefmarken wäre es ungleich einfach, die nehmen deutlich weniger Platz weg. Brettspiele dagegen sind gierig in Bezug auf den Raum, den sie einnehmen in der Wohnung.

Das Problem lässt sich durch ständiges Umziehen oder ein großes, eigenes Haus lösen. Beides ist zumindest hier in Köln illusorisch, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat. Wobei der Lottogewinn vermutlich realistischer ist, als in Köln eine bezahlbare Wohnung zu finden. Aber eigentlich wollte ich ja nicht darüber, sondern über den Trennungsschmerz schreiben.

Spiele mit Trennungsschmerz

Abschied muss sein

Heilsamer Trennungsschmerz

Spiele, die man seit Jahren im Besitz hat loszulassen, ist in jedem Fall mit Trennungsschmerz verbunden. Jetzt, bei schreiben dieser Zeilen, bin ich noch in ihm gefangen. Gleichzeitig weiß ich, dass ich keine andere Wahl habe und den Trennungsschmerz überwinden muss.

Ohne meine Sammlung auszudünnen, ist kein Platz mehr in den dafür vorgesehenen Regalen. Und an anderer Stelle möchte ich keine Spiele mehr lagern. Wenn ich mir die Spiele ansehe, die ich gestern aussortiert habe, dann erkenne ich daran auch, was alles in den letzten 30 Jahren passiert ist. Wie sich der Markt entwickelt hat, welche Verlage kamen und wieder gingen. Aber auch, wie hoch entwickelt mittlerweile Brettspiele sind. Anleitungen von vor 20 Jahren sind heute undenkbar. Auch Spiele, wo alles einfach nur zusammenkopiert ist. Insofern müsste ich Araban-Ikibiti als Beispiel behalten, wie es vor Kickstarter so aussah.

Fange ich aber so an, dann lässt mich der Trennungsschmerz nicht los. Für jedes Spiel auf dem Stapel werde ich einen Grund finden, um es zu behalten. Das ist nicht nur ungesund, sondern verhindert auch Neuzugänge. Von denen will ich kein Abstand nehmen, denn nicht nur die Brettspiele haben sich entwickelt, sondern auch meine Frau und ich hinsichtlich unseres Geschmacks.

Massentaugliches Loswerden

Neben dem Trennungsschmerz gibt es aber noch ein handfestes Problem, mit dem ich zu kämpfen habe: Wie werde ich die ganzen Spiel los? Sie sie kaufen, war nie ein Problem. Jetzt, wo sie uns verlassen sollen, stelle ich fest, wie schwierig und zeitaufwendig das sein kann. Vor allem deshalb, weil ich Spiele aussortiert habe, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Es sind Vertreter ihrer Gattung, die eher in die Kategorie „Sammlerstücke“ fallen.

Aus genau diesem Grund lagen sie bei mir im Regal, nur habe ich mich vom Sammler zum Spieler entwickelt. Insbesondere mach ich das an der Häufigkeit, mit der ich bestimmte Spiele spiele, fest. In den vergangene Jahren haben meine Frau und ich wenn es hochkommt zwei Mal Löwenherz von Klaus Teuber gespielt. Offensichtlich hat es uns nicht gefallen, so wie einige andere Spiele, die wir in weniger als einem Monat mehr als zehn Mal spielten.

Also raus mit Löwenherz, auch wenn es mal Geld gekostet hat. Damit sind wir wieder bei der Frage, wie man die Spiele loswird.

Aktuell überlege ich, so was wie „Kaufs im Kilo“ zu machen. Etwa, vier Spiele für 20 Euro, egal welche Titel — zuzüglich Versandkosten versteht sich. Mal sehen, wie lange der Abbau des Stapels dann dauern wird.

Nachtrag: Gerade gesehen, dass für Drachenhort 45 Euro aufgerufen werden. Die Idee mit 20 Euro für vier Spiele sollte ich dann wohl noch mal überdenken.

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