Vor der Nase wegfahrende Anschlusszüge sollen bald der Vergangenheit angehören. Ermöglichen soll dies der geplante Deutschlandtakt der Bahn.
Vorbild Schweiz
Vorreiter bei der Taktung im Schienenverkehr ist die Schweiz. Vor länger Zeit sah ich Fernsehen eine Dokumentation zum Schweizer-Takt. Beeindruckt hat mich der Umstand, dass im Züricher Bahnhof unterschiedliche Züge nahezu zeitgleich einlaufen. Den Taktfahrplan gibt es in der Schweiz bereits seit 1982. Die Züge fahren seit dem nach einem festgelegten Rhythmus und so genannten Symmetriezeiten. Ganz konkret bedeutet es, dass zwei Zügen an unterschiedlichen Bahnhöfen zur gleichen Zeit starten und zeitgleich am selben Endbahnhof ankommen, bevor sie wieder in die andere Richtung zurückfahren.
Im Idealfall können insbesondere Pendler dann ohne weiteren Aufenthalt umsteigen und direkt weiterfahren. Die Schweiz hat an dieser Stelle allerdings den Vorteil, nicht nur kleiner zu sein, sondern auch über Knotenbahnhöfe zu verfügen. Nach Schweizer Vorbild solle jetzt auch hierzulande der so genannte Deutschlandtakt bei der Bahn eingeführt werden. Bevor ich darauf eingehe, möchte ich als Beispielzeigen, wie ungünstige Übergänge aussehen können. Für mich als Pendler ist das recht einfach.
Von zu Hause aus laufe ich rund sieben Minuten zum S-Bahnhof in Köln-Nippes. Hier fährt im Durchschnitt alle sechs Minuten eine S-Bahn zum Hauptbahnhof. Von dort aus nehme ich dann den nächsten ICE Richtung Essen. Das ist dann an einem normalen Tag mit einer Wartezeit von 15 Minuten am Kölner Hauptbahnhof verbunden. Laut Fahrplan benötigt der ICE nach Essen 40 Minuten. Am Ziel angelangt muss ich dann noch eine U-Bahn nehmen, die alle 10 Minuten fährt. Aufeinander abgestimmt ist dabei nichts und pünktlich war die Verbindung insgesamt selten.
Reduzierung durch den Deutschlandtakt
Die Hoffnung bei einem Deutschlandtakt wäre, zum einen eine höhere Pünktlichkeit und damit Verlässlichkeit zu haben. Genau so wichtig wäre mir aber eine Reduzierung der Wartezeiten.
Ob das funktioniert, wird sich dann zeigen. Der ganze Trick in der Schweiz besteht aus den sogenannten Knotenbahnhöfen. An meinem Beispiel übertragen würde das etwa bedeuten, dass es einen ICE von Frankfurt nach Düsseldorf gibt, der alle 30 Minuten fährt. Wenn ich in Düsseldorf bin, kommt dort gerade der ICE aus Hamm an, der kurze Zeit später wieder zurückfährt und dabei in Essen hält.
Die Taktung insgesamt ist dabei besser, was man gerade abends merken wird. Für mich verbessert das die Situation aber in keiner Weise. Sähe der Deutschlandtakt so aus, hätte ich im Extremfall mehr Übergänge und ein höheres Risiko längerer Wartezeiten. Mit der Theorie zum Deutschlandtakt und mit dem Vorbild aus der Schweiz hat man sich bereits an anderer Stelle intensiv beschäftigt. Feste Fahrzeiten wie bei einer S-Bahn verspricht man sich dabei in Deutschland. Man muss wohl häufiger mit der S-Bahn unterwegs gewesen sein, um eine andere Erfahrung gemacht zu haben.
Es gab nicht wenige Tage, da stand ich abends auf dem Bahnsteig in Köln-Deutz und es fuhr über 20 Minuten keine S-Bahn Richtung Kölner Hauptbahnhof.
Eine Antwort
Ich bin der Autor des verlinkten Artikels und habe gerade den Pingback gesehen …
Einen Taktfahrplan mit festen Takt- und Fahrzeiten gibt es ja schon, und mit dem Integralen Taktfahrplan („Deutschland-Takt“) sollen nun auch die Umsteigezeiten kürzer werden. Der Verkehrsminister Andreas Scheuer behauptet oft, dass auch die Pünktlichkeit besser werden soll. Die Pünktlichkeit ist aber weniger eine Folge aus, sondern eher eine notwendige Bedingung für eine Verkürzung der Umsteigezeit. Die oft geringe Taktung von S-Bahnen, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, ist ein Problem, auf dass ich auch oft hinweise. Für mehr Pünktlichkeit und mehr S-Bahnen bräuchte man mehr eigene Gleise für verschiedene Zuggattungen (ICE, S-Bahn, …)
Viele Grüße,
Felix