Die Freiheit liegt nicht über den Wolken, sondern auf dem Fahrradsattel. Mit Parkgebühren will ein Düsseldorfer Politiker dem jetzt ein Ende setzen.
Düsseldorfer aus Kölner Sicht
Ein Hauch von Sommerloch weht uns derzeit aus Düsseldorf entgegen. Als in Köln lebender Mensch muss ich immer etwas vorsichtig sein, um nicht in den für die Domstadt typischen unsachlichen Häme-Modus zu verfallen. Selbst meine sonstifge Sympathie für die Stadt weiter abwärts am Rhein verhindert im aktuellen Fall nicht ortsübliche Reflexe.
Ein Düsseldorfer CDU-Politiker will allen Ernstes Parkgebühren für Fahrräder durchsetzen. Klar, denkt man sich nicht nur als Kölner. Wir diskutieren ja auf breiter gesellschaftlicher Ebene über den Klimawandel, da muss man auf jeden Fall etwas gegen die bösen Fahrräder machen. Autofahrer werden in Deutschland massive diskriminiert und benachteiligt, da ist eine starke Hand erforderlich, um zumindest ein Teil der Ungerechtigkeiten abzubauen. Die stellen sich laut Andreas Hartnigk (CDU) wie folgt dar:
- Fahrradfahrer zahlen keine Kfz-Steuer
- Fahrradfahrer zahlen keine Mineralölsteuer
- Fahrradfahrer zahlen keine Parkgebühren
Liebe Eltern, wenn ihr noch gute Argumente für das Tragen von Fahrradhelmen sucht, das sind sie. Auf die drei Punkte kann man wohl nur kommen, wenn man mal am Sonntag ohne Helm mit dem Fahrrad unterwegs war und übel gestürzt ist.
Gefahr durch Parkgebühren
Wir alle kennen das: Dinge sehen aus einer unterschiedlichen Perspektive komplett anders aus. Auf dem Sattel wirken Autofahrer bedrohlich. Ist man dem Auto unterwegs, sind Fahrradfahrer eine echte Plage. So lange das nur eine persönliche Einstellung ist, hat niemand etwas zu befürchten. Schlimm wir es nur, wenn man aus einer einseitigen Sichtweise Schlüssel zieht und politisch aktiv wird — so wie Herr Hartnigk.
Die Einführung von Parkgebühren für Fahrräder ist keine Schnapsidee, sondern gefährlicher Unfug. Selbstverständlich werden Autofahrer deutlich stärker zur Kasse gebeten als Fahrradfahrer, aber hat Herr Hartnigk mal darüber nachgedacht, warum das so ist?
Fahrräder haben einen erheblich geringeren Platzverbrauch im Vergleich zum Auto, wenn sie abgestellt werden. Fahrräder erzeugen bei der Benutzung keine Abgase, die das Klima schädigen — das mit dem Chili sparen wir uns an dieser Stelle.
Klar profitieren Fahrradfahrer von der Infrastruktur, die für sie geschaffen wird. Das tun Fußgänger aber auch. Abgesehen davon sind Fahrradwege etwa in Köln in einem zum Teil katastrophalen Zustand. Aber es geht ja um Parkgebühren, die laut Hartnigk pauschal bei Fahrrädern mit einer Plakette abgegolten sein könnte. Mit anderen Worten, eine Art Fahrradsteuer zur Strafe, weil man umweltbewusst unterwegs ist. Bei Äußerungen zum Thema Verkehrspolitik dürfen auch gerne Politiker aus der Düsseldorfer CDU vorher ihr Gehirn einschalten.
Im Übrigen, es gäbe tatsächlich ein paar Dinge jenseits von Parkgebühren, über die man bei Fahrrädern mal legitim nachdenken kann. Etwas Nummernschilder für Fahrräder und eine Möglichkeit, wildes Abstellen insbesondere von Leihfahrrädern in den Griff zu bekommen. Diese werden nämlich zum Teil in Großgruppen so auf dem Bürgersteig vom Anbieter platziert, so das man als Fußgänger auf die Straße ausweichen muss.