Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Vorname begleitet einen Menschen in der Regel ein Leben lang. Ein Stück weit prägt er möglicherweise seine Identität.

Schlechte Zeiten

Als ich vor etwas über drei Wochen den Staffelpass für Game Of Thrones bei iTunes kaufte, fiel mir ein Film ins Auge. Er nannte sich schlicht und einfach Der Vorname und der Trailer wirkte vielversprechend. Auch meine Frau zeigte sich begeistert. Mit Christoph Maria Herbst und Caroline Peters befanden sich auf jeden Fall zwei Schauspieler an Bord, die eine interessante Mischung versprachen.
Wie bei so vielen unserer Entdeckungen verschoben wird den Film aber erstmal auf einen späteren Zeitpunkt. Bei uns nennt sich das „für schlechtere Zeiten“, wenn als gerade mal nichts vernünftiges bei Netflix oder arte verfügbar ist — oder wir auf Grund eines anderen Films oder einer (zu Ende gegangenen) Serie gefrustet sind.

Dieser Tag kam dann erstaunlicherweise schneller als vermutet. Schuld daran ist die dritte Folge von dem, was in dem erworbenen Staffelpass enthalten war. Ohne großartig inhaltlich in die Tiefe zu gehen, schließlich soll es ja um Der Vorname gehen, wir waren ziemlich enttäuscht. Und auch ernüchtert. Um das zu verstehen, sollte man sich im zweiten Teil der Verfilmung von „Herr der Ringe“ mal die Schlacht um Helms Klamm ansehen und sie mit der Schlacht von GoT vergleichen. Selbst wenn vorherigen Schlachten bei GoT heranzieht, das was in der dritten Folge der finalen Staffel geboten wird, ist Mist. Abgesehen davon bleibt die Frage, wie es jetzt nach dem Ausscheiden des Hauptgegeners weitergehen soll.

Ausschnitt aus Der Vorname

Jemand Nachtisch?

Gelungene Neuverfilmung

Lassen wir das, kommen wir so etwas wirklich anderem. Eigentlich ist Der Vorname keine Neuerfindung. Der Film von 2018, bei dem Sönke Wortmann Regie führte, ist eine Neuverfilmung des gleichnamingen französischen Films von 2012, welcher wiederum auf einem Theaterstück basiert. Macht das den Film zu einem schlechten Film? Ganz im Gegenteil. Sicher, man merkt dem Stoff an, dass er für die Bühne konzipiert wurde, ich empfinde als ein ganz klares Plus.

Worum es geht, ist schnell skizziert. Eine Treffen zum Essen im kleineren Familienkreis. Der Gastgeber, der Literaturprofessor Stephan Berger (Christoph Maria Herbst) und seine Frau Elisabeth Berger-Böttcher (Caroline Peters), Lehrerin an einem Gymnasium in Bonn.

Pumuckl hat nicht halb Europa ausgelöscht.
Stephan Berger

Kurzer Einschub: Im Rahmen dieses Textes habe ich mir ein paar der Rezensionen zu Der Vorname durchgelesen. Unter anderem die von Matthias Dell bei ZEIT ONLINE. Ganz ehrlich, wenn man nicht man auf die Reihe bekommt, welche Berufe die Figuren haben und von der Grundschullehrerin Elisabeth (Caroline Peters) schreibt, kann man den erst eigentlich auch nicht mehr ernst nehmen. Man merkt bei Dell, dass er einen Verriss um jeden Preis wollte. Nun denn, meiner Frau und mir hat Der Vorname ausgesprochen gut gefallen.

Zurück aber zur Handlung. Eingeladen wurden der Bruder von Elisabeth, der erfolgreichen Immobilienmakler Thomas (ohne Abitur), seine schwangere Lebensgefährtin Janina Uhse(die erst später dazu stößt) und René König, den Adoptivbruder von Elisabeth und Thomas. Stephan, Elisabeth, Thomas und René kennen sich seit der Kindheit. Man weiss um die Schwäche des jeweiligen anderen und nutzt das auch manchmal aus. So wie etwa Stephan gerne seine linksintellektuelle Überlegenheit raushängen lässt und besonders über den ungebildeten Thomas herzieht. Der sich auf seine Weise zu wehren weiss.

Was sagt der Vorname aus?

In Abwesenheit von Janina, die noch bei einem Vorsprechen ist, lässt Thomas zunächst die anderen raten, welchen Vornamen der gemeinsame Sohn bekommen soll. Als die drei schließlich kapitulieren, rückt er mit dem Namen raus. Das Kind soll Adolf heissen.
Insbesondere Stephan ist total entrüstet. Es entwickelt sich ein zunehmend heftiger Schlagabtausch, der auch beim Essen weiter geht. Der weiteren Verlauf der Handlung soll an dieser Stelle verschwiegen werden, es gibt noch ein paar weitere Überraschung, als nach und nach bisher Unausgesprochenes auf den Tisch kommt.

Der gesamten Dynamik bei Der Vorname schaut man gebannt zu, manchmal fühlt man sich selber auch ein wenig ertappt. Auf höchsten Niveau wird gestritten, die Besetzung der Schauspieler ist grandios gelungen.

Aber was sagt ein Vorname denn nun aus? Ein Kevin wird sich sein ganzes Leben lang fragen, was er eigentlich seinen Eltern angetan hat. Und ein Adolf? gelänge es den Eltern wirklich, damit einen Namen positiv zu besetzen oder bleibt Der Vorname nur eine Provokation? Das Einzige, was meine Frau und ich am Ende bedauerten war der Umstand, den Film lediglich ausgeliehen und nicht direkt gekauft zu haben.

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