Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In Nordrhein-Westfalen verkommt der so genannte Abi-Streich zunehmenden zu einem Tag der Abrechnung. Ungehemmt eskaliert die Sachbeschädigung an den Schulen.

Abitur war gestern

In Bezug auf den ABi-Streich, so wie er früher einmal war, blättere ich gerne zurück zu in meine eigene Abiturzeit beziehungsweise auch Abiturzeitung. Den dort sind auch ein paar Fotos von unserem Abi-Streich enthalten. Wobei ich mir gar nicht mehr so sicher bin, dass wir dir das damals so genannt haben. Die Abiturzeitung insgesamt wirkt schon deutlich gealtert, nicht nur von der ganzen Aufmachung und den schlechten schwarz-weiß Fotos her. Die Metallklammern der Bindung fangen bereits an zu rosten. Wie wir Schüler von damals wohl mittlerweile auch.

Wie dem auch sei, die Fotos und Texte rufen mir heute noch mal den Ablauf von damals tun Erinnerung. Mit Luftballons versperrte Gang zum Lehrerzimmer. Ketten um die Schultüren, deren Schüssel in Form eines Ratespiels errungen werden konnten. Bullenreiter für die Lehrkörper und ein Rektor, der eine echte Kühl melken musste. Hört sich nett und harmlos an. Das war es auch. Niemand kam zu Schaden, für alle war es ein Spaß. Genau wie der „Abiball“. Keine teuren Kostüme oder Location, gefeiert wurde in der Schulaula. Schlimm? Im Gegenteil. Angriffe auf andere Gymnasien in Form eines Abikrieg? Definitiv nicht.

Kein Abi-Streich

Kein Abi-Streich

Moderne und Abi-Streich

Sätze wie „Frühere war alles besser“ hängen auch mir zum Hals raus. Früher war wenig besser, aber zum Teil anders. Wir Abiturienten waren anders. Vielleicht auch, weil wir ein Jahrgang älter waren?

Bedingt durch meine Frau, die Lehrerin an einem Kölner Gymnasium ist, bekomme ich Jahr für Jahr mit, welche Ausmaße der Abi-Streich angenommen hat. Ein Blick in den Kölner Stadt-Anzeiger ist daher nicht notwendig, ich erfahre von den Auswüchsen aus erster Hand.

In diesem Jahr wurde eine neue Stufe erreicht, für mich ist das kein Abi-Streich mehr, sondern Sachbeschädigung, Vandalismus. Klassenzimmer wurden bereits gestern Abend verwüstet, es gab sogar ein Loch in einer Tafel und andere Dinge, die alles andere als harmlos sind.

An dieser Stelle würde ich als Rektor Härte walten lassen. Natürlich bereits vorher mit entsprechender Ansage. Die ganze Stufe haftet für Beschädigungen und die Abi-Zeugnisse gibt es erst, wenn der Schaden beglichen wurde. Abitur bedeutet Reifeprüfung. Bei manchen Schülerinnen und Schülern am Gymnasium meiner Frau sehe ich die Reife nicht.
Es ist kein Streich, wenn man Klassenräume verwüstet und Gegenstände zerstört, die anderen Schülerinnen und Schüler noch zum lernen benötigen. Man schießt sich eigentlich nur ins eigene Knie. Das ist nicht modern, sondern nur sehr dumm.

Nachtrag hier aus Nippes: Abiturienten eines hiesigen Gymnasiums fanden es wohl ganz witzig, in der Nacht den öffentlichen Bücherschrank auf dem Leipziger Platz in Brand zu stecken. Da sind sie wieder, die Zweifle an der Reife.

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