Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Brexitmärchen für Erwachsene

Zum dritten Mal wurde gestern im britischen Unterhaus der Austrittsvertrag mit der EU abgelehnt. Manchen glauben bereits an eine Brexitmärchen.

Mystischer EU-Austritt

Ein Märchen wird definiert als eine wundersame Begebenheit. Nicht selten tauchen mystische in einem Märchen mystische Zahlen auf. Etwa die sieben Zwerge. Oder aber jemand hat drei Wünsche frei. Zum dritten Mal ist der Austrittsvertrag krachend gescheitert. Auch das könnte Bestandteil eines Märchens sein. Ein Brexitmärchen, welches man in naher Zukunft den Kindern zum einschlafen vorliest. Persönlich bin ich mir allerdings noch nicht klar, wer darin als böse Königin vorkommt, ob es einen großen Wolf gibt und von wem Irland stiefmütterlich behandelt wird.

Aber im Grund genommen ist das alles eigentlich ziemlich traurig. Gestern Nachmittag bekam ich kurz vor einem Termin die Meldung auf meine Smartwatch gepusht. Zum dritten Mal gescheitert, eine Eilmeldung. Heute morgen las ich dann den Artikel dazu beim Frühstück in der Süddeutsche Zeitung.

Ganz ehrlich, paar Leuten sollte man mal ernsthaft ausprobieren, ob leichte Schläge auf den Hinterkopf tatsächlich das Denkvermögen erhöhen. Andernfalls wären auch Ohrfeigen nicht unangebracht, um sie aus ihrem Brexitmärchen erwachen zu lassen.

Nehmen wir etwa zum Beispiel für den Brexit demonstrierende Fischer. Die stören sich an den EU-Fangquoten und glauben ernsthaft, mit einem Austritt würden die wegfallen.

Medikamente gegen das Brexitmärchen

Medikamente gegen das Brexitmärchen

Frei erfundenes Brexitmärchen

Liebe britische Fischer, das ist meiner Meinung nach Blödsinn. An die Stelle der EU-Fangquoten werden internationale Abkommen treten. Ganz entscheidend ist auch die Frage, was ihr auf der Insel künftig essen wollte. Tatsächlich nur Fish und Chips? Für den Export des Fisches wären Zollabkommen möglicherweise interessant. Oder aber eine europäische Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Binnenmarkt.

Wütend macht mich die nordirischen Partei DUP, welche im britischen Unterhaus in einer Koalition mit den Tories ist. Die DUP ist entschiedene Gegnerin des Backstops. Warum? Gerade dieser Backstop soll doch verhindern, dass Nordirland in ins Chaos stürzt und der alte Konflikt wieder aufbricht und in offene Gewalt umschlägt. Ernsthaft kann das doch niemand wollen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ging und geht es beim Brexit leider die ganze Zeit über nicht um das Land, sondern nur um den innerparteilichen Konflikt bei den Tories. Einzig allein um die Gegner der EU in seiner Partei zu beruhigen, wurde das Referendum vom damaligen Premierminister David Cameron überhaupt angestoßen — im festen Glauben, die Bevölkerung nicht für einen Austritt stimmen. Es kam anders und trat zurück, hinterließ seiner Nachfolgerin den Schlamassel.

Im Märchen gibt es immer ein Happy Ende. So wie es aussieht, wird das Brexitmärchen keines haben. Die Zeichen stehen zur Zeit auf Sturm, auf den vertragslosen Austritt am 12. April.

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