Im Dschungelcamp der des Überangebots sollte man niemals ohne einen Ratgeber für Brettspiele unterwegs sein. Viel zu oft landen sonst Möhren im Einkaufskorb.
Gute Spiele, schlechte Spiele
Der zunehmende Erfolg von Brettspielen ist längst kein Geheimnis mir. Trotz massiver Konkurrenz (die je nach Betrachtungsweise eigentlich keine ist) durch Videospiele wächst der Markt für Freunde der analogen Unterhaltung. Auch auf Kickstarter sind Brettspiel erfolgreicher als Videospiele. Wobei man hier eigentlich tiefer nach den Ursachen gerade in Bezug auf diese Plattform gehen müsste.
Jenseits der Schlagzeile steht zunächst eine Zahl im Raum:
Backers pledged $200.9 million to Games in 2018
Quelle: kickstarter.com
Meiner Einschätzung nach ist dieser hohe Betrag auch dem Umstand geschuldet, dass die Tendenz bei über Kickstarter finanzierten Brettspielen zu sehr hochpreisigen Spielen hingeht. Es werden den Spielen zusätzliche Komponenten hinzugefügt, die den Einstiegspreis erhöhen — gerade auch durch die Androhung, diese exklusiven Komponenten gäbe es nur für die Finanzieren der ersten Stunden. Besser werden die Spiele dadurch nicht unbedingt.
Aber es geht nicht um Umfahrung für Kickstarter, sondern um Ratgeber für Brettspiele. Insbesondere für einen Personenkreis, der eher nicht bei Kickstarter kauft, ja vielleicht so gar nicht mal Spielenden von innen kennt, sondern nur die Spielwarenabteilung im Kaufhaus.
Schlechte Ratgeber für Brettspiele
Mehr oder weniger zufällig verschlug es mich vergangenen Samstag in Köln in die Innenstadt (nein, ich war nicht lebensmüde). Ein Besuch der Spielwarenabteilung bei Karstadt führte zu einem sehr gruseligen Gefühlt. In Bezug auf Brettspiele war die Abteilung alles andere als gut sortiert. Es war nicht die erste Begegnung der dritten Art, denn zuvor hatte ich in einem ausgewiesenen Fachgeschäft für Bastelbedarf nach einem Stahllineal gesucht. Gab es nicht. Lässt sich aber aus der Website des Fachgeschäfts bestellen.
Wieder zurück zu den Spielen. Am gleichen Samstag stolperte ich über eine Webseite, die behauptet, ein Ratgeber für Brettspiele zu sein. Wobei, stolpern ist hier der falsche Begriff, ich hab mir eine Google-Benachrichtigung für das Thema Brettspiele eingerichtet.
Rein technisch gibt es an der Website nichts auszusetzen. Optisch ist sie ganz passable. Aber alles andere als ein ernstzunehmender Ratgeber für Brettspiele.
Es fängt bereits mit den verwendeten Fotos an. Austauschbare Stockfotos, welche die einladende Atmosphäre eines Sektionssaals verbreiten. Sie haben zwar irgendwie etwas mit spielen zu tun, selten aber mit aktuellen Spielen.
Schaut man in die Kategorie „Brettspiele für Erwachsene: Unsere Top Empfehlungen“ findet sich dort zu oberste eine Gruppe rüstiger Erwachsene in einer gestellten Situation bei einer Partie Jenga — wer ist im Übrigen dabei so blöd, sein Smartphone direkt neben den Turm zu legen, der umfallen kann?
Nur zu Werbezwecken
Als die drei besten „Strategie-Brettspiele für Erwachsene“ werden empfohlen: Risiko, Zug und Zug, Andor. Wer sich nur etwas mit der Materie auskennt, möglicherweise alle drei Spiele auch mal gespielt hat, kann darüber nur den Kopf schütteln. Inhaltlich zu den drei Spielen findet man nichts, nur Links zu Amazon. Der Text für die beworbenen Strategiespiele ist kenntnisfrei.
Meiner Meinung nach sollte, wenn man versucht mit Werbung für Brettspiele Geld zu verdienen, auch etwas Ahnung von der Materie vorhanden sein. Mit Texten wie auf der Website kann man auch Haushaltsgeräte bewerben.
Die gesamte Website ist ein gelungenes Beispiel dafür, welche Fehler man nicht machen sollte. Und ganz klar, für mich ist das wichtigste Kriterium bei jeder Neuanschaffung die große des Brettspiels: „Manche Brettspiele sind wirklich immens groß und somit nicht für den Couch-Tisch geeignet.“
Also, am Couch-Tisch habe ich aus naheliegenden Gründen noch nie irgendwas gespielt.