Mit dem Stichwort Vernunft ließe sich eine Gemeinsamkeit zwischen Rosa Luxemburg und Plastik schaffen. Allerdings wäre dies sehr absurd.
Gedenktage für Linke
In diesen Tagen jährt sich der Todestag von Rosa Luxemburg zum 100. Mal. Mich erstaunt, das ich unter dem Stichwort Rosa Luxemburg nichts hier in meinem Blog finde. In meiner Jugend gehörte ich zu denjenigen, die Rosa Luxemburg verehrten. Noch in der Abizeitung meines Jahrgangs findet sich unter meinem Foto ein Zitat von ihr:
Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg
Ja, das habe ich damals so gesehen. Mittlerweile könnte ich das nicht einfach so stehenlassen. Zum einen deshalb, weil es immer schwierig ist, Zitat aus ihren inhaltlichen und auch noch historischen Kontext zu reißen.
Zum anderen auch deshalb, weil ich schmerzlich in den Jahren lernte, dass Freiheit auch Grenzen haben muss — was dann auch im weiteren Verlauf doch zu Plastik führen wird.
Zurück aber zu Rosa Luxemburg. Es ist kein Geheimnis, wo ich politisch verortet bin. Daher hatte ich auch gute Gründe für meinen Austritt aus der SPD. Allerdings würde ich wohl niemals Mitglied bei „Die Linke“ werden — aus einer ganzen Reihe von Gründen.
Zurück aber zu Luxemburg. Menschen, die für etwas stehen, die sich ernsthaft um die Unterdrückten kümmern selber wenn einen hohen Preis dafür zahlen müssen — ja, sie beeindrucken mich. Auch heute noch. Politisch bin ich jedoch nicht (mehr) davon überzeugt, dass sich mit einem Kommunismus, der Rosa Luxemburg vorschwebte, Probleme wirklich lösen lassen.
SPD ermordet Rosa Luxemburg
Es ist natürlich so nicht belegbar und auch falsch, dass die SPD Rosa Luxemburg ermordet hat. Dennoch, sie und Karl Liebknecht wurden für die Sozialdemokraten 1918/1919 zu einem Problem. Zu einem Problem, dass sich nicht durch den Ausschluss der beiden aus der SPD lösen ließ. Man wollte sie im wahrsten Sinne des Wortes mundtot machen.
Der Beschluss der von Friedrich Ebert (SPD) geführten Reichsregierung, gegen Aufständische mit Waffengewalt vorzugehen, die dem Militär zu überlassen, führte in letzter Konsequenz zur Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch Angehörige eines Freikorps.
Mittlerweile ist die SPD ziemlich erschreckend von sich selber entfremdet worden. Vielleicht hat der Niedergang bereits 1919 begonnen, als man meinte, sich vermeintlicher Revolutionären und Umstürzler entledigen zu müssen.
Nun aber zum Plastik und zur Freiheit. Eigentlich gehören sie nicht in diesen Kontext, wie ganz am Anfang bereits festgestellt. Andererseits passen Plastik sehr wohl zum Zitat von Rosa Luxemburg. Plastik steht in gewisser Weise für Freiheit, für grenzenlose Konsumirrsinn. Die Gesellschaft kann sich nicht mehr leisten, jedem Einzeln die Freiheit zu lassen, ob er Plastik benutzt oder nicht. Strenge Regeln und Auflagen sind notwendig, um ein gigantisches Umweltproblem (und eine ebenso große Verschwendung von Ressourcen) einzudämmen.
Das ist für mich einer der Gründe, warum ich das Zitat so nicht stehen lassen kann. Für mich endet die Freiheit der Andersdenkenden auch ganz klar an Punkten, wo die gewährte Freiheit dazu missbraucht wird, Staat und Gesellschaft zu bekämpfen. „Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden“, dass ist auch so was wie die andere Wange hinhalten, wenn Feinde der Demokratie agieren. Vielleicht würde Rosa Luxenburg das heute auch so sehen.