Oft bleibt einem nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Für die Nachfolge von Angela Merkel jedoch gibt es sogar drei Bewerber.
Zeichen an der Wand
In den letzten Tagen sah ich eine Bundeskanzlerin, die merkwürdig locker und befreit wirkt. Souverän dazu. Vor Angela Merkel sprach Alice Weidel (AfD) im Bundestag. Sie nutzte ihr Redezeit vor allem dafür, die Spendenaffäre ihrer Partei zu verteidigen. Alles gar nicht so schlimm, andere seien viel schlimmer. Und schließlich habe man ja nicht das Geld in Koffern über die Grenze getragen. Eine wirklich gute Figur machte die Frau Weidel da nicht. Hoffen wir mal, dass die AfD damit ihren Zenit überschritten hat. Zu hören ist auch, dass Alice Weidel mit ihrer Lebensgefährtin und den Kindern das schweizerische Biel verlässt. Vermutlich hat sie selber erkannt, wie wenig sie in das weltoffen Städtchen passt.
Zurück aber zu Angela Merkel. Sie eröffnete ihren Redebeitrag mit einem unschlagbar guten Satz:
Das Schöne an freiheitlichen Debatten, ist, dass jeder über das spricht, was er für das Land für wichtig hält.
Angela Merkel
Das ist witzig, das ist schlagfertig — das wird einer der Gründe sein, warum wir Angela Merkel noch schmerzlich vermissen werden. Dann verteidigte sie den unter anderem den Migrationspakt der UN.
Die Drei machen Abstriche
Dieser Migrationspakt ist dann eine, wenn auch in der Sache keine schöne, Überleitung zu den drei potentiellen Nachfolgern von Angela Merkel. Erst für den Parteivorsitz, dann mit Sicherheit auch für die Kanzlerkandidatur. Bei allen drei muss man wohl im Zukunft Abstriche mache. So ist Friedrich Merz (der Millionär, der sich zum Mittelstand in Deutschland dazu rechnet) gegen das Asylrecht — zumindest ein bisschen. Annegret Kramp-Karrenbauer hat es nicht so mit der Ehe für alle und Jens Spahn ist unter anderem der, welcher Hartz IV für eine prima Sache hielt, von der man gut leben könne. Immerhin, er stellt sich in Bezug auf das Asylrecht gegen Merz. Schließlich benötigt man ja ein paar Unterschiede. Sicher hat man Friedrich Merz auch nur missverstanden und er will doch nicht das Grundgesetzt so ändern, dass es auf einen Bierdeckel passt.
Bei allen drei Kandidaten habe ich Bauchschmerzen. Zum Glück verhält es sich jedoch so, dass keiner von ihnen automatisch Bundeskanzlerin beziehungsweise Bundeskanzler wird. Die Positionen von Merz und Spahn könnten sogar zu einer Wiederbelebung der totgeglaubten SPD führen. Nur bei Annegret Kramp-Karrenbauer ist Vorsicht geboten. Sie könnte den Laden von Merkel am besten übernehmen. Persönlich ist sie mir von den Dreien auch am wenigsten unsympathisch. Zudem ist eine weitere Frau an der Spitze der CDU immer gut.